Im Buga-See in der Kasseler Fuldaaue können sich Algen bei anhaltendem hochsommerlichen Wetter massiv vermehren. Durch die Algendecke an der Wasseroberfläche fällt dann in den unteren Teil des Wasserkörpers kaum noch Licht ein, was wiederum zu Sauerstoffmangel im Gewässer führt.
Wie ist der Buga-See entstanden?
In den sechziger Jahren begann man in der Fuldaaue in der Nähe des Stadtteils Waldau nach Kies und Sand zu baggern. Mit Grundwasser gefüllt entstand eine Seenlandschaft mit einer Ausdehnung von 34 ha (10 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen) und einer Wassertiefe von drei bis sechs Meter. Seinen Namen erhielt der See durch die im Jahr 1981 in Kassel veranstaltete Bundesgartenschau. Aus deren Anlass wurde die Anlage mit Sandstränden und Rasenböschungen umgegeben. Seitdem gilt der Buga-See als stadtnahes Erholungsgebiet.
Was macht den Buga-See zu einem speziellen/schwierigen Gewässer?
Nach Ansicht von Experten ist es beim Buga-See eine Kombination aus geringer Wassertiefe, vielen Nutzern mit unterschiedlichen Interessen (Schwimmer, Angler, Surfer, Segler, Naturschützer) und reichlich einfließenden Nährstoffen aus dem Grundwasser und der Fulda. Dies macht den See bei dauerhaft warmen Temperaturen anfällig für die Bildung von Blaualgen.
Was sind Blaualgen oder Cyanobakterien?
Die umgangssprachliche Bezeichnung „Blaualgen“ ist irreführend, denn es handelt sich dabei nicht um Algen sondern um Bakterien. Der korrekte Name ist „Cyanobakterien“. Diesen Namen erhielten sie wegen des blauen Farbstoffes Phycocyanin der in einigen Cyanobakterien enthalten ist. Meist versteckt sich ihr blaues Pigment unter dem grünen Chlorophyll-a.
Woher kommen Cyanobakterien in Seen?
Cyanobakterien sind in unseren Seen und Flüssen natürliche Teile der Lebensgemeinschaften. Zu einer Massenentwicklung kann es vor allem in nährstoffreichen, langsam fließenden oder stehenden Gewässern kommen. Ursache ist vor allem die Überdüngung mit Phosphat, aber auch Stickstoff. Weitere Faktoren, die eine Rolle bei der „Blaualgenblüte“ spielen, sind eine hohe Lichtintensität sowie anhaltend hohe Temperaturen.
Je nach Wetterlage können Cyanobakterien auch zur Oberfläche auftreiben und Schwimmteppiche bilden, die der Wind am Ufer zusammentreiben kann. Das kann sehr schnell gehen und ist kaum vorhersagbar. Gewässer wie der Buga-See sind dafür sehr anfällig.
Wie gefährlich sind Cyanotoxine?
Giftige Cyanobakterien sind ein Gesundheitsrisiko, insbesondere wenn Wasser mit hohen Konzentrationen geschluckt wird oder in die Atemwege gelangt. Dies passiert am ehesten bei Wassersportarten mit intensivem Wasserkontakt, wie Wasserskifahren, Windsurfen, Tauchen und Kopfsprung, aber auch beim Segeln in stürmischem Wetter.
Cyanobakterien können Übelkeit, Durchfall oder gar Entzündungen von Hals, Augen und Ohren hervorrufen.
Eine Aufnahme von Cyanotoxinen über die Haut ist unwahrscheinlich. Allerdings können manche Wirkstoffe der Cyanobakterien die Haut reizen, Entzündungen oder allergische Reaktionen auslösen. Schwerwiegendere Folgen sind Magen-Darm-Entzündungen, Atemwegserkrankungen oder allergische Reaktionen.
Bei Kindern kann sich Lebensgefahr einstellen, wenn sie viel Wasser verschlucken – etwa beim intensiven Toben oder gegenseitigem Untertauchen. Insbesondere in den flachen Bereichen ist oft die größte Konzentration von Cyanobakterien, darum sind Kinder besonders gefährdet.
Für Hunde und andere Haustiere können Cyanobakterien tödlich sein, wenn sie sich nach dem Baden die „Blaualgen“ aus dem Fell lecken. Manche Hunde mögen auch verrottendes Blütenmaterial am Ufer.
Wie reagieren die Behörden bei großer Konzentration von Cyanobakterien?
Im Rahmen der amtlichen Überwachung beobachten Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Region Kassel regelmäßig die als Badestellen ausgewiesenen Gewässer. Bei einem Verdacht oder durch Hinweise aus der Bevölkerung werden spezielle Untersuchungen eingeleitet. Blaualgen sind auf den ersten Blick oft nicht von anderen Algenarten (z. B. Grünalgen) zu unterscheiden. Erst die mikroskopische Analyse gibt Aufschluss ob und um welche Form von Cyanobakterien es sich möglicherweise handelt.
Um größere Gesundheitsschäden zu verhindern, werden Badeseen in Deutschland regelmäßig kontrolliert und im Zweifelsfall gesperrt oder mit Warnschildern gekennzeichnet.
Welche Bewertungsstufen gibt es?
Es gilt hier sogenannte Bewertungsstufen der Wasserqualität zu beachten:
- Stufe 1: erhöhte Aufmerksamkeit
- Stufe 2: Warnstufe, vom Baden wird abgeraten
- Stufe 3: Alarmstufe, ggf. Badeverbot/Sperrung des Sees
Kann man nicht aktiv werden, wenn die Blaualgen/ Cyanobakterien sich bereits stark vermehrt haben?
Nein, dann hilft nur Warten auf kühleres Wetter.
Mit welchen präventiven Maßnahmen versucht die Stadt die Konzentration von Cyanobakterien zu reduzieren?
Es wurde ein bestehender Verbindungsgraben zur Fulda geschlossen, um einströmendes nährstoffreiches Fuldawasser zurück zu halten. Außerdem werden die Unterwasserpflanzen nur noch in den unmittelbaren Strandbereichen gemäht und an anderen Stellen im See geduldet, weil diese im ökologischen System ein wichtiger Gegenspieler der Blaualge sind. Sie nehmen den Blaualgen das für deren Massenentwicklung notwendige Licht und die notwendigen Nährstoffe.
Es werden auch regelmäßig Gehölzrückschnitte durchgeführt, um Wind zur Verwirbelung des Wassers auf den See zu lassen. Durch die Verwirbelung des Wassers erwirkt man, dass auch noch am Grund des Sees sauerstoffreiches Wasser vorhanden ist. Das wiederum sorgt dafür, dass die im Sediment gebundenen Nährstoffe auch dort verbleiben und nicht der Blaualge zur Verfügung stehen. Um eine Aufwirbelung des Sediments und der darin gebundenen Nährstoffe zu verhindern, wird regelmäßig frischer Sand zur Abdeckung der Sedimente in den Bereichen der Strände aufgebracht.
All diese Maßnahmen haben in den vergangenen sieben Jahren dazu geführt, dass es lediglich einmal (im Jahr 2015) zu einer Massenentwicklung der gefährlichen Blaualgen auf dem Buga-See und damit zu einem Badeverbot von rund zehn Tagen gekommen ist.
Der Buga-See wird seit 2007 von einem Gutachterbüro regelmäßig untersucht, um die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen zu überprüfen. Gleichzeitig können dadurch Veränderungen fachlich fundiert analysiert und mögliche Gegenmaßnahmen erarbeitet werden.
Trotz aller genannten Maßnahmen bleibt ein Blaualgenrisiko, dies kann auch durch hohen finanziellen und technischen Aufwand (Pflanzenkläranlage, Phosphatfällungsanlage) nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Ist eine Zuleitung zur Fulda sinnvoll oder würden evtl. Wasserfontänen Abhilfe schaffen?
Eine Zuleitung von nährstoffreichem Fuldawasser würde die Situation weiter verschlechtern. Aus diesem Grund wurde ein bestehender kleiner Verbindungsgraben zur Fulda bereits geschlossen.
Eine 34 ha große Wasserfläche wäre auch nur mit sehr hohem technischen Aufwand durch Wasserfontänen zu verwirbeln. Dadurch würde man lediglich eine etwaige Rücklösung der Nährstoffe aus dem Sediment bei anaeroben (sauerstofffreien) Zuständen im Sedimentbereich verhindern (kommen wahrscheinlich max. ein bis zwei Wochen im Jahr vor). Diese zusätzliche Nährstoffanreicherung im Wasser ist nicht der Hauptauslöser der Algenentwicklung, daher scheidet die Installation von Fontänen zur Problemlösung aus.
Im Juli 2018 hat die Feuerwehr Kassel mit einem Boot und mehreren starken Pumpen das Wasser umgewälzt und als Fontäne wieder in den See fallen lassen. Mit der Umwälzung des Wassers sollte getestet werden, ob sich diese Maßnahme eignet, mehr Sauerstoff in das Gewässer zu bringen und so einer Verschlechterung des Gewässerzustandes entgegenzuwirken. Um dies zu dokumentieren, wurden vor und nach der Feuerwehr-Aktion Gewässerproben von einem beauftragten Fachbüro entnommen und gegenübergestellt.
Wenn Unterwasserpflanzen den Lebensraum der Blaualge einschränkt, warum werden sie in Teilen dann doch gemäht?
Es muss zwischen der Wasserqualität und der Sicherheit der Badenden abgewogen werden. Nachdem 2014 eine Schwimmerin durch Unterwasserpflanzen im Buga-See in Not geraten war, wurde entschieden, ausgewiesene Schwimmbereiche von Unterwasserpflanzen zu befreien. Die Unterwasserpflanzen wurden daraufhin erstmals seit 2009 wieder in Teilen des Sees gemäht, Mitte Juli 2016 fand in Teilbereichen eine erneute Unterwassermahd statt.
Wie kann man sich schützen?
- Bei geringer Sichttiefe auf Algenmassenwachstum achten
- Badestellen mit auftreibenden Algen, blaugrünen Schlieren etc. meiden
- Kinder und Tiere in belasteten Gewässern nicht baden lassen
- Schleimhautkontakt und Verschlucken von belastetem Wasser unbedingt vermeiden, wiederholter Kontakt mit Algentoxinen kann zu einer Ausprägung von Symptomen führen
- Treten nach Kontakt mit cyanobakterienhaltigem Wasser o.g. Symptome auf, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden
- Bestehende Warnhinweise sind zu beachten