Stadt Kassel trauert um Wappenringträgerin Esther Haß

Esther Haß, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde in Kassel und Wappenringträgerin der Stadt, ist im Alter von 86 Jahren am Ende der Woche verstorben.

„Der Tod von Esther Haß betrübt uns sehr. Ihr entschlossener und couragierter Einsatz für das jüdische Leben in unserer Stadt, für Aufklärung und gegenseitiges Verständnis, zum Abbau von Vorurteilen gegen Andersgläubige oder Menschen mit Migrationshintergrund machte sie zu einer wichtigen Säule unserer Stadtgesellschaft. Sie war eine unermüdliche Kämpferin gegen Hass und Hetze und für ein friedvolles Miteinander aller Menschen, ganz gleich welchen Glaubens.“, würdigte Oberbürgermeister Sven Schoeller die Verstorbene, die im Jahr 2022 für ihre Verdienste mit dem Wappenring der Stadt Kassel ausgezeichnet worden war. 

Esther Haß war lange Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, der sie seit 40 Jahren angehörte und in deren Vorstand sie bis zuletzt aktiv mitarbeitete. Ihr war es unter anderem zu verdanken, dass der alte Jüdische Friedhof Bettenhausen vor dem Verfall bewahrt wurde. Schon 1988 hatte sie Führungen an diesem Ort angeboten, der ein wichtiges Zeugnis jüdischen Lebens in Kassel ist. 

Besonders eng ist der Name von Esther Haß mit der neu aufgebauten und im Jahr 2000 eingeweihten Kasseler Synagoge verbunden, die heute das Symbol für das nach dem Holocaust kaum zu hoffen gewesene neue Aufblühen des Judentums in Kassel steht. Mit ihrer überzeugenden Entschlossenheit und Zielstrebigkeit war Esther Haß maßgeblich am Entstehungsprozess der neuen Glaubensstätte beteiligt.  

Unzählige Projekte hatte sie zudem in der Jüdischen Gemeinde auf den Weg gebracht und begleitet, darunter Ferienspiele für Kinder oder auch Tage der Offenen Tür. Zudem war es maßgeblich Esther Haß zu verdanken, dass die Gemeinde wieder einen Rabbiner einstellen konnte. Außerdem initiierte sie die Gründung des Franz‐Rosenzweig‐Lehrhauses, in dem sie regelmäßig Veranstaltungen anbot.

Oberbürgermeister Schoeller: „Das Engagement von Esther Haß für den Dialog der Glaubensgemeinschaften war groß. Ob im Rat der Religionen und dessen Sprecherrat, beim Runden Tisch der Religionen, als Mitglied der Gesellschaft für Christlich‐Jüdische Zusammenarbeit oder der Deutsch‐Israelischen Gesellschaft – Esther Haß setzte sich auf vielen Feldern als Brückenbauerin ein.“

Esther Haß war auch kommunalpolitisch als ehrenamtliches Magistratsmitglied für die SPD von 2001 bis 2016 aktiv. Sie wurde für ihr vielfältiges und besonderes Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, mit der Stadtmedaille und Wilhelm‐Leuschner‐Medaille des Landes Hessen ausgezeichnet. 

„Die Stadt Kassel wird Esther Haß ein ehrendes Andenken bewahren und dafür sorgen, dass es auch nach dem Verstummen ihrer starken Stimme kein Schweigen zu den Themen gibt, die ihr so sehr am Herzen lagen. Wir werden gemeinsam mit aller Kraft für ihre Werte eintreten“, endet Oberbürgermeister Schoeller.