Sucht im Alter – Beratung und Hilfe in der Region Kassel Arbeitskreis stellt Wegweiser zum Thema „Achtsam mit Alkohol, Medikamenten, Tabak und Glückspiel“ vor

Die Suchthilfedienste in der Region Kassel stellen sich immer mehr auf die Zielgruppe älterer Menschen ein. Wenn die Hilfen jedoch greifen sollen, müssen sich Suchthilfe, Altenhilfe und Pflege sowie weitere Dienste in den Lebensräumen älterer Menschen besser vernetzen und regional kooperieren. Die sozialen Dienstleister müssen die Zusammenarbeit mit den Akteuren des Sozial- und Gesundheitssystems intensivieren und verstetigen.

Dies erläuterte anlässlich der Vorstellung der Handreichung „Achtsam mit Alkohol, Medikamenten, Tabak und Glückspiel“ Dirk Kaliske, Referent für Suchtfragen der Diakonie Hessen, zur Motivation, eine solche Broschüre herauszugeben.

Bürgermeisterin Ilona Friedrich, Dezernentin für Bürgerangelegenheiten und Soziales der Stadt Kassel, rief dazu auf, Rat und Hilfe bei kompetenten Ansprechpartnern zu holen, wenn sich Veränderungen im Umgang mit Suchtmitteln wie Alkohol, Tabak und Medikamenten, aber auch Spiel- oder Kaufsucht bemerkbar machen. „Die jetzt vorgelegte Publikation bietet dazu eine wichtige Hilfestellung und hat das Ziel, gerade ältere Menschen, die sich in einem neuen Lebensabschnitt einrichten, vor gesundheitlichen Risiken und Abhängigkeiten zu schützen“, sagte sie.

„Leider wird Sucht im Alter noch zu selten wahrgenommen“, bedauert Vizelandrat Andreas Siebert. „Abhängigkeiten zu erkennen ist nicht immer einfach. Sie sich selbst einzugestehen noch viel schwerer“. Auch sein Appell lautet: „Holen sie sich Rat und Hilfe bei Experten. Die Beratung ist vertraulich und kostenlos.“ 

Ein Fallbeispiel

Mit einem Beispiel aus der Praxis machte Petra Hammer-Scheuerer, Leiterin der Suchtberatung der Diakonie Region Kassel) deutlich, wie die Hilfsangebote vor Ort konkret wirken.

Fallbeispiel: Helmut F., 68 Jahre, alleinlebend

Nach Jahrzehntelangem missbräuchlichem Alkoholkonsum kam es bei Helmut F. nach seiner Berentung zu einer Steigerung des Trinkens von täglich mindestens einer Flasche Wodka. Oft hat er aus Einsamkeit getrunken. Außerdem war er traurig und wütend darüber, was er in seinem bisherigen Leben alles verpasst hatte. Er setzte den Alkohol nicht bewusst als Betäubungsmittel gegen seine depressiven Verstimmungen ein.

Das exzessive und abhängige Trinken führte zu körperlichen Folgeerkrankungen, die ihn noch mehr an seine Wohnung fesselten. Es kam zu einem körperlichen Zusammenbruch mit der Notaufnahme in einem Krankenhaus. Nach der Versorgung im Krankenhaus einschließlich einer Entgiftung wurde er vom dortigen Sozialdienst an unsere Einrichtung vermittelt. 

Herr F. nahm regelmäßig an Suchtberatungsgesprächen und der Informations- und Motivationsgruppe teil und entschied sich schließlich für eine ambulante Therapie in unserer Einrichtung. Seine Ziele sind seine Abstinenz dauerhaft aufrecht zu erhalten, soziale Kontakte gegen seine Einsamkeit aufzubauen, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten und gesundheitsbewusst inklusive körperlicher Bewegung zu leben. Wir unterstützen und begleiten ihn dabei. Insbesondere die spezifischen Aspekte seiner Lebensphase werden berücksichtigt.

Herr F. ist mittlerweile seit sechs Monaten abstinent. Sein körperlicher Zustand hat sich sehr verbessert. Seit drei Monaten nimmt er an der ambulanten Suchtbehandlung in unserem Hause teil. Er fühlt sich wohl und verstanden in der Gruppe von 10 Teilnehmenden, die von einem Therapeuten geleitet wird. Er hat wieder Hoffnung geschöpft und macht Pläne für sein aktuelles und zukünftiges Leben.

Hintergrund Arbeitskreis „Kooperation Alter und Sucht in der Region Kassel“ 

Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl älterer Menschen mit Suchtproblemen wurde im Jahr 2016 in der Region Kassel der Arbeitskreis „Kooperation Alter und Sucht in der Region Kassel“ (AK KASU) ins Leben gerufen. Der AK KASU hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit von Diensten und Einrichtungen zu verbessern und Fachkräfte in der Pflege und Suchthilfe zu den Problemen mit Suchtmitteln im Alter weiterzubilden und Informationen an Rat- und Hilfesuchende zu geben.

Dafür gilt allen die an der Erstellung mitgewirkt haben - insbesondere dem Referat für Altenhilfe der Stadt Kassel und dem Fachdienst Soziale Dienste des Landkreises Kassel sowie der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werks Region Kassel - der ausdrückliche Dank.

Wo ist die Broschüre zu erhalten?

Die Broschüre ist in einer Auflage von 7000 Stück erschienen. Sie liegt aus und ist erhältlich am im Rathaus Kassel sowie beim Landkreis Kassel, in den Stadtteilzentren, Beratungsstellen für ältere Menschen und Nachbarschaftstreffs in der Stadt Kassel.

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Stellten Wegweiser zum Thema „Achtsam mit Alkohol, Medikamenten, Tabak und Glückspiel“: Petra Hammer-Scheuerer, Leiterin Suchtberatung Diakonie Region Kassel; Dirk Kaliske, Referent für Suchtfragen Diakonie Hessen; Dr. Karin Müller, Amtsleiterin Gesundheitsamt Region Kassel, Andreas Hannig, Leiter Referat für Altenhilfe Stadt Kassel ; Bürgermeisterin und Sozialdezernentin llona Friedrich; Andreas Siebert, Erster Kreisbeigeordneter Landkreis Kassel (v.l.n.r.)