811
1. Dezember
Kaiser Karl unterzeichnet in Aachen eine Pergament-Urkunde, die dem Sachsen Benuit ein Grundstück in der Mark von Vulvisanger (Wolfsanger) als Lehen zuspricht.
913
18. Februar
König Konrad I., der sich in dem befestigten Königshof "Chassella" an der Fulda aufhält, unterzeichnet zwei Urkunden. Sie stellen die ältesten bekannten schriftlichen Dokumente zur Geschichte der Stadt Kassel dar, die sich bis heute erhalten haben. Weder der Inhalt noch die in den Urkunden erwähnten Personen stehen in direktem Bezug zu Kassel.
1008
Kaiser Heinrich II. überlässt seiner Frau Kunigunde den Königshof Kassel mit allen Ländereien und Leistungsansprüchen, damit sie nach seinem Tod angemessen versorgt ist.
1011
10. August
Kaiser Heinrich II. unterzeichnet eine Urkunde in "Coufunga", heute der älteste Beleg für den Ort Kaufungen am Ostrand des Kasseler Beckens.
1016
Der Einsiedler Heimrad predigt in der Kirche von Dietmelle (Kirchditmold).
1017
Auf Initiative der Kaiserin Kunigunde wird in Kaufungen ein Benediktiner-Nonnenkloster eingerichtet, in das sie selbst im Jahre 1025 eintritt.
1019
6. Juni
Kaiser Heinrich II. genehmigt Wolfsanger jeden Sonnabend einen Wochenmarkt und am Tage Johannes des Täufers einen Jahrmarkt.
1074
Harleshausen, Nordshausen und Zwehren werden in einer Urkunde des Klosters Hasungen aufgeführt. Dies sind die ältesten schriftlichen Belege für diese Dörfer.
1123
"Warolfeshusen" (heute Wahlershausen) wird in einer Urkunde des Klosters Hasungen erstmals erwähnt.
1137
Spätestens in diesem Jahr stiften die Bauern ("Märker") Kirchditmolds im Habichtswald ein Kloster, das nach hellen Felsen in der Nähe den Namen Weißenstein erhält. Heute erhebt sich dort Schloss Wilhelmshöhe.
1146
"Welehethen" findet sich in einer Urkunde des Klosters Hersfeld als ältester Beleg für das Dorf Wehlheiden.
1148
Auf einer kleinen Anhöhe an der Ahna, noch außerhalb der Siedlung Kassel, lässt Landgräfin Hedwig von Thüringen (Hessen gehört dazu) - wohl einige Jahre vorher - das Kloster Ahnaberg gründen.
1152
In diesem Jahr und zwei Jahre danach wird Kassel in Urkunden als "villa" erwähnt. Da weitere beschreibende Angaben fehlen, ist nicht eindeutig, ob damit eine agrarische Siedlung oder eine Siedlung mit Stadtverfassung gemeint ist.
Zum ersten Mal wird in einer Urkunde die Altstädter Pfarrkirche genannt, deren Grundmauern zum Teil heute noch unter dem Marställer Platz liegen.
1189
Eine Urkunde aus diesem Jahr belegt, dass Kassel Stadtrechte besitzt. Über die vorher erfolgte Verleihung der Stadtrechte gibt es keinen Beleg; das Datum der Verleihung ist nicht bekannt. Aus der ersten Nennung als "civitas" ist auch zu schließen, dass Kassel zu dieser Zeit einen Markt für den täglichen Bedarf besitzt.
1196
Ein Schreiber des Erzbischofs Konrad von Mainz fertigt eine Pergament-Urkunde aus, in der "Thveren superior" genannt ist. Dies ist der älteste Beleg für Oberzwehren.
1224
Landgraf Ludwig von Thüringen überlässt dem Stift Kaufungen den Zehnten zu Niederzwehren.
1239
Die Kasseler Bürgerschaft lässt sich von ihrem Landesherrn, Landgraf Hermann II. von Thüringen, die Rechtssätze bestätigen, die ihnen sein Vorgänger verliehen hat.
1257
Graf Adalbert von Wallenstein hat - wohl einige Jahre vor 1257 - in Nordshausen ein Frauenkloster errichtet, die Zisterzienserinnenabtei zur heiligen Maria.
1262
Der Karmeliter-Orden ("Brüder des Ordens unserer lieben Frau vom Berge Karmel") lässt sich auf Einladung von Heinrich I., Landgraf zu Hessen, in Kassel nieder.
"Wingarten", ein Dorf unter dem Weinberg, wird erstmals in einer Urkunde erwähnt.
Erstmal taucht die Existenz einer "Judengasse" in Kassel in einem Schriftstück auf. Sie lag am Rande der Altstadt zwischen Fuldaufer und Kloster Ahnaberg; später war die Gasse „Hinter dem Judenbrunnen“ ihr Wohngebiet.
1277
Der junge Herrscher der nicht viel mehr als ein Jahrzehnt bestehenden Landgrafschaft Hessen, Landgraf Heinrich I., lässt über dem Fuldaufer eine neue Burg als Residenz errichten und am Ostufer die (Unter-)Neustadt gründen. Beide wurden vermutlich mit einer Brücke über die Fulda verbunden.
1283
17. Mai
Erstmals wird die einige Jahre zuvor gegründete Stadtsiedlung am rechten Fuldaufer in einer Urkunde erwähnt: Nova civitas Casle, die Neustadt, die seit dem 17. Jahrhundert Unterneustadt genannt wird.
1293
Erstmals wird das Dorf Niederzwehren ("Tweren inferior") in einer Urkunde erwähnt, gleichzeitig findet sich die erste Nennung des Dorfes Waldau.
Die Karmelitermönche kaufen ein Haus, das vormals der Jüdin Rahel gehört hat. Juden sind in dieser Zeit für die Entwicklung der Geldwirtschaft unentbehrlich, weil Christen untereinander kein Geld ohne Aufschlag von Zinsen verleihen dürfen.
1297
Auf Initiative der Landgräfin Mechthild wird vor den Toren der Stadt ein Spital gegründet, das den Namen der heiligen Elisabeth erhält.
1298
Der Orden der Karmeliter-Brüder beginnt mit dem Bau einer gotischen Kirche nahe am Landgrafenschloß, der Brüderkirche.
1317
"Rodendeytmille" bringt ein Schreiber auf Pergament nieder und liefert damit die älteste bekannte Nennung des Dorfes Rothenditmold.
1323
Die Innung der Gewandschneider und Kaufleute erhält neue Statuten von Bürgermeister und Rat, da die frühere Urkunde durch Feuer verloren gegangen ist.
1324
Die Bäcker organisieren sich in einer Zunft.
1325
Auf dem Marställer Platz wächst der Neubau der Pfarrkirche für die Altstadt empor. Die Kirche wird dem heiligen Cyriakus geweiht.
1330
Um diese Zeit gründet der Landesherr eine weitere Neustadt, die den Namen Freiheit erhält. Wer sich dort ansiedelt, ist auf bestimmte Zeit von steuerlichen Abgaben befreit.
1331
Der Chor der im Bau befindlichen Brüderkirche ist fertiggestellt und wird geweiht.
1334
Im Auftrag Landgraf Heinrichs II. von Hessen wird Wolfram von Eschenbachs Dichtung "Willehalm von Oranse" in einem kunstvoll gestalteten Band niedergeschrieben. Diese Pergamenthandschrift wird heute noch in der Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel verwahrt.
1336
Drei Märkte gewährt Kaiser Ludwig IV. der Stadt Kassel. Ein Markttag wird auf Invocavit, einer auf Jacobi und der dritte auf Martini abgehalten.
Erstmals findet sich eine Erwähnung der Brücke über die Fulda unterhalb des Landgrafenschlosses. Wahrscheinlich ist eine Brücke bereits errichtet worden, als die Anlegung der (Unter-) Neustadt begann.
1337
6. Mai
Landgraf Heinrich II. bestätigt den Kaufgilden schriftlich Rechte und Freiheiten. Der Handel mit bestimmten Waren ist ausschließlich den Mitgliedern der Kaufgilden vorbehalten. Wer mit solchen Waren in Altstadt oder Neustadt handeln will, muß erst die Mitgliedschaft in der Kaufgilde erwerben.
5. September
Den Kaufleuten der Neugründung "Freiheit" fehlt es an bestimmten Voraussetzungen. Sie sind auf Handel in der Altstadt angewiesen und werden deshalb für eine Übergangszeit der Aufsicht der Altstädter Kaufgilde unterstellt.
1341
25. Januar
Den Schneidern werden ihre hergebrachten Innungsrechte vom Bürgermeister und Rat bestätigt.
1342
22. Juli
Ein Fuldahochwasser richtet in der Neustadt Schäden an. Die Fluten überspülen sogar den Altar der Magdalenen-Kirche auf dem Holzmarkt.
1354
1. Juli
Die Teilstadt "Freiheit" besitzt jetzt eine eigene Kaufgilde.
1357
Hedwig Goldfuß, eine Bürgerswitwe in der Neustadt, stiftet die St. Nikolaus-Kapelle an der Fuldabrücke.
1361
Götz und Konrad von Bettenhausen und Metze Rumederin stiften ihr Haus in der Neustadt für ein einzurichtendes Süsterhaus (Armenhaus).
1364
In der Teilstadt "Freiheit" wird begonnen, die Kirche St. Martin zu errichten. Sie ist als repräsentative Hauptkirche der Gesamtstadt geplant.
1367
23. Mai
Mit einem Gottesdienst wird der Chor der Martinskirche eingeweiht.
1375
Im Februar gibt der Landesfürst die schriftliche Zusicherung, er werde Marktzölle und andere Abgaben keinesfalls erhöhen.
1376
Die Brüderkirche, heute das älteste Bauwerk der Stadt, ist fertiggestellt.
1377
Bürgermeister und Rat von Altstadt, Neustadt und Freiheit verweigern dem Landesherrn das Ungeld, eine neue außerordentliche Steuer.
1378
Die Auseinandersetzung mit Landgraf Heinrich II. eskaliert, Bürger besetzen vorübergehend das Landgrafenschloss.
1380
Der Landgraf verschafft sich die Schlüssel der Stadttore. Angesehene Patrizier müssen fliehen.
1384
Nach mehrjährigen Auseinandersetzungen mit dem Kasseler Stadtrat gelingt es Landgraf Hermann, die Zünfte aufzuheben und der Stadt eine Verfassung aufzuzwingen, die die gesamte städtische Verwaltung und Rechtsprechung vom Willen des Landesherren abhängig macht.
1385
Da die Pump- und Ziehbrunnen in der Stadt in trockenen Sommern wenig Wasser hergeben, wird bei Wahlershausen die Drusel zum Teil abgeleitet und durch einen offenen Graben nach Kassel geführt, die Druselwasserleitung.
Das Dorf Wingarten unter dem Weinberg wird von feindlichen Soldaten verwüstet.
1388
2. Januar
Bürgermeister und Rat bestätigen die Weißgerberinnung.
1391
In einem Hochverratsprozeß werden Kasseler Patrizier, meist Ratsherren, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ihr Vermögen wird konfisziert. Landgraf Hermann von Hessen festigt damit seine Macht gegenüber dem Bürgertum. Jahrhundertelang bestimmen die Landgrafen unangefochten die Geschicke der Stadt Kassel.
1395
Für 2500 Gulden erhält die Stadt von Landgraf Hermann die Berechtigung, in der Stadt nicht nur Bier zu brauen, sondern auch auszuschenken.
1398
23. Oktober
Die Wollenweberinnung (dazu gehören Weber, Färber und Walker) erwirbt vom Kloster Ahnaberg eine Walkmühle.
Erstmals wird die Existenz einer Synagoge (Judenschule") in Kassel genannt.
1402
1. Dezember
Für die Schuhmacher und Lohgerber wird eine neue Ordnung zu Pergament gebracht.
1404
Für den sich immer mehr entwickelnden Marktverkehr wird am Altmarkt eine Stadtwaage eingerichtet.
1408
9. März
Die Schmiedeinnung erhält mit landesherrlicher Genehmigung eine Ordnung.
Im gleichen Jahr wird für ein neues Rathaus der Grundstein gelegt. Es vergehen Jahrzehnte, bis es fertiggestellt ist.
1413
In dem sogenannten Forst, einem Waldgebiet südlich von Bettenhausen, das zur Kasseler Gemarkung gehört, dürfen die Kasseler jetzt ihr Vieh weiden.
1415
Der Druselturm als Teil der Stadtbefestigung wird "Uf gemeiner Stadt Kosten" gebaut.
1421
18. Juli
Die Kasseler Zünfte erhalten neue Ordnungen. Es gibt 10 Zünfte: Gewandschneider, Wollenweber, Leineweber, Schneider, Schuhmacher und Lohgerber, Weißgerber, Kürschner, Schmiede, Bäcker, Fleischer.
23. August
Die Stadt borgt sich 150 Goldgulden von dem Vikar der Martinskirche, Johann Amelung. Damit finanziert sie den Bau eines Kaufhauses auf dem Martinsplatz, das "erstlich mit Stroh gedeckt" wird. Das Haus dient in erster Linie dem Markt- und Handelsverkehr. Nach der wertvollsten Ware, die gehandelt wird, nimmt es die Bezeichnung Tuchhaus an. Einheimische und auswärtige Gewandschneider und Wollenweber legen hier ihre Stoffe zum Verkauf aus. Im Keller wird ein Weinschank eingerichtet, den die Bürger gern aufsuchen.
Zwischen Altmarkt und Fulda entsteht im gleichen Jahr das Hochzeitshaus, das man später den Neuen Bau oder Stadtbau nennt, ein städtisches Haus für größere Festlichkeiten.
1427
8. Juli
Einer Einladung von Bürgermeister und Rat folgend, kommt Landgraf Ludwig mit Gefolge zu einem Bankett in den Rathaus-Weinkeller. Es muss kräftig getrunken und gegessen worden sein, denn der Chronist nennt die offensichtlich beträchtlichen Kosten: 10 Goldgulden und 8 Albus.
1440
Beim Bau der Martinskirche ereignet sich ein schweres Unglück. Das Gewölbe des Hauptschiffes stürzt während des Gottesdienstes teilweise ein. Mehrere Personen werden getötet.
1441
Die Glocke "Osanna" wird auf Kosten der Stadt gegossen. Jahrhunderte hindurch dient die größte Glocke der Stadt als Sturmglocke. Heute steht sie - beschädigt - in der Eingangshalle der Martinskirche.
1443
9. Juni
Der Landgraf lässt einen Fischzug in der Fulda bei der Neuen Mühle durchführen. In einem Zug werden 798 Lachse gefangen.
1450
Zu diesem Zeitpunkt hat Kassel - nach heutiger Schätzung - etwa 4000 Einwohner.
1452
Das Gewölbe der Martinskirche, das vor zwölf Jahren eingestürzt war, ist erneut hergestellt. Zehn Jahre später wird die Kirche geweiht; die Türme sind aber noch nicht fertiggestellt.
1466
Anstelle der fast 200 Jahre alten Burg läßt Landgraf Ludwig II. einen neuen Schloßbau errichten "mit einem gewaltigen steinern Fuß, hölzern Stockwerk, hübschen Spitzen und Zinnen".
1495
Die Pest grassiert. Täglich sterben bis zu einem Dutzend Menschen. Innerhalb von eineinhalb Jahren fallen annähernd 1200 Menschen der Seuche zum Opfer.