Chronik der Jahre 1500 - 1799

1500

24. August
Landgraf Wilhelm II. setzt das Hofgericht ein, den Vorläufer des späteren Oberlandesgerichts.
Im Komplex des mittelalterlichen Landgrafenschlosses wird in diesem Jahr begonnen, zur Fulda hin einen neuen Flügel zu errichten, den Rotenstein-Flügel.

1512

Das Kloster Ahnaberg errichtet ein neues Gebäude. Nach dreijähriger Bauzeit ist die steinerne Fuldabrücke errichtet, die die frühere Holzbrücke ersetzt.

1517

Wieder einmal geht die Pest in der Stadt um und fordert Opfer.

1521

20. Juli
Durch die Unachtsamkeit einer Magd bricht in der nördlichen Altstadt ein Brand aus. Da die meisten Gebäude nur mit Stroh gedeckt sind, breitet sich das Feuer rasch aus und zerstört 300 Häuser.
In diesem Jahr hält der Pfarrer der Unterneustädter Gemeinde erstmals eine Messe in deutscher statt wie bisher üblich in lateinischer Sprache - der Reformation der Reformation bricht sich also Bahn.

1523

Landgraf Philipp beginnt mit dem Ausbau der Festungsanlagen rund um die Stadt.

1526

Landgraf Philipp erlässt die Reformationsordnung. Kassel wird  Vorreiter des Protestantismus in Deutschland. Die Altstädter Pfarrkirche wird abgebrochen. Die Gottesdienste finden nun in der Brüderkirche statt.

22. Februar
Das Karmeliterkloster löst sich auf. Es ist das erste Kloster in Hessen, das in der Reformation seine Existenz aufgibt.

1527

15. Oktober
In Kassel kommt der hessische Landtag zusammen. Er beschließt unter anderem die Aufhebung der Klöster, deren Vermögen zum größten Teil für die Hof- und Landesverwaltung verwendet wird. Die Nonnen der Kasseler Klöster Ahnaberg und Weißenstein kehren mit einer Abfindung in das weltliche Leben zurück.

1529

In Kassel und auch andernorts herrscht empfindlicher Brotmangel.

1533

Landgraf Philipp genehmigt einen Markt am Dreikönigstag (6. Januar).

1536

1. Juni
Ein Unwetter verheert die Felder. Es fallen Hagelkörner so groß wie Hühnereier.

1540

"War ein heißer Sommer, dergleichen in langer Zeit nit gewesen, ... der Landwein war so gut zu Cassel wie ein ziemlicher Rheinischer Wein, er ist auch binnen einem halben Jahr ausgesoffen..." (Wortlaut aus einer zeitgenössischen Chronik).

1543

11. August
Erstmals wird eine Straßenbauordnung für Hessen erlassen.

1544

Der Rat der Freien Reichsstadt Frankfurt genehmigt eine von Landgraf Philipp nachgesuchte reitende Post von Kassel über Frankfurt zum Reichstag in Speyer. Ein Jahr später wird eine unmittelbare Verbindung von Kassel nach Dresden geschaffen.

1547

Landgraf Philipp ist nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes politisch ins Abseits geraten, der Kaiser spricht eine fünfjährige Reichsacht gegen ihn aus. Die Kasseler Stadtbefestigung muss geschleift werden.

1548

Am Hochzeitshaus (Stadtbau) wird ein prächtiges Stadtwappen angebracht.

1558

8. Juli
Erstmals wird eine hessische Verordnung gegen das Branntweintrinken erlassen.

1564

9. März
Landgraf Philipp erlässt eine grundlegende Apotheker-Ordnung.

1567

31. März
Tod des Landgrafen Philipp von Hessen; er wird in der Martinskirche beigesetzt. Seitdem ist die Kirche Jahrhunderte hindurch Begräbnisstätte des hessischen Landgrafenhauses.

1571

Im Habichtswald wird der erste Stollen in den Berg getrieben, um Braunkohle zu fördern.

1575

Eine Bevölkerungsaufnahme ergibt für Kassel etwa 5000 Einwohner.

1580

An der Schlagd ist das Salzhaus errichtet worden. Es dient der Lagerung von Salz, das insbesondere in den Sooden bei Allendorf gewonnen wird.

1581

Im Auftrag des Landgrafen planen und bauen Rochus von Linar und Christoph Müller das Zeughaus.

1583

1. Mai
Landgraf Wilhelm IV. bestätigt den Gewandschneidern das alte Privileg, während der Fronleichnamswoche den Weinschank auszuüben.
Im Weißen Hof lässt in diesem Jahr Landgraf Wilhelm IV. eine Weißglashütte einrichten und stellt venezianische Glasbläser ein. Der Betrieb gelangt jedoch zu keiner rechten Blüte.

1584

15. November
Der Mathematiker und Astronom Christoph Rothmann tritt in die Dienste Landgraf Wilhelms IV. ein. Rothmanns sechsjähriges Wirken trägt wesentlich zum Ruf Kassels als führendes europäisches Zentrum der Astronomie bei.

1587

Landgraf Wilhelm IV. lässt das 1297 gestiftete Elisabeth-Hospital erneuern und erweitern.

1588

Jost Bürgi, Uhrmacher, Mathematiker und Astronom in Diensten des Landgrafen, beginnt in Kassel die Logarithmen zu ersinnen.

1591

Auf Anordnung Landgraf Wilhelms IV. wird mit dem Bau des Marstalls begonnen. 1593 ist er fertiggestellt.
Im gleichen Jahr lässt er in seinen Gärten auf dem Gelände der späteren Karlsaue als einer der ersten Fürsten Deutschlands Kartoffeln anbauen. Die Pflanze aus Amerika wird die Ernährung der Menschen in Europa revolutionieren.

1594

10. Oktober
Genehmigung Landgraf Moritz` für den Buchdrucker Wilhelm Wessel, in Kassel eine Druckerei zu betreiben (die erste in Kassel).

1595

Landgraf Moritz gründet eine Hofschule sowie die erste Gewerbeschule.

1596

Landgraf Moritz erteilt den Auftrag, in den Niederlanden Handwerker zu werben, die die Technik, Leinen und Wolle zu feinen Tüchern zu verarbeiten und möglichst auch Samt und Seide zu weben, nach Hessen bringen sollen.

Eine englische Gesandtschaft kommt in Kassel an, um bei der Taufe einer Tochter des Landgrafen Moritz die Taufpatin Königin Elisabeth von England zu vertreten.

1599

In Kassel leben 5265 Menschen.

1600

14. September
In Kassel kommt eine persische Gesandtschaft an, die auch Landgraf Moritz zu einem Bündnis gegen die Türken bewegen will.

1604

Landgraf Moritz lädt wegen ihres Glaubens bedrängte Ausländer in sein Land ein und sichert ihnen zweijährigen freien Ansitz, auf ihr Begehren das Bürgerrecht und Zutritt zu den Zünften und Gilden zu. Im Laufe der nächsten Jahre siedeln sich zahlreiche Niederländer in Kassel an.

1606

Der erste feste Theaterbau Deutschlands, das Ottoneum, ist fertiggestellt.

1609

Landgraf Moritz von Hessen-Kassel beabsichtigt, eine allgemeine Wehrpflicht einzuführen.

1613

22. September
Verordnung über das Reinhalten der städtischen Straßen: Alle Hausbesitzer müssen wöchentlich zweimal für die Reinigung der Gassen und Plätze sorgen. Versäumnisse kosten fünf Gulden Strafe.

1615

1. Mai
Skandal am landgräflichen Hof: Eine angebliche Affäre zwischen der Landgräfin Juliane und dem Hofjunker Heinrich von Eckhardsberg findet mit der öffentlichen Folterung und Hinrichtung des Hofjunkers ein entsetzliches Ende. Auf Anordnung des Landgrafen wird er gevierteilt und unter dem Galgen verscharrt.

1616

22. Januar
Als Inhaber des kaiserlichen Postregals fordert Kaiser Matthias Landgraf Moritz auf, dem Freiherrn von Taxis jede Hilfe bei der Einrichtung von Posten zu leisten.

10. Juni
Landgraf Moritz erlässt eine Medizinal-Ordnung und schafft damit die erste grundlegende Regelung des Medizinalwesens in Hessen-Kassel.

1631

Die sieben freien Jahrmärkte, die alle auf Sonntag fallen, werden auf Anordnung Landgraf Wilhelms V. auf den jeweils darauffolgenden Mittwoch verlegt. Begründet wird diese Änderung mit der zunehmenden Entweihung des Sonntags durch üppige Essen und vor allem die Trinkgelage während der Marktzeit.

1632

31. Januar
Im Haus Graben Nr. 46 stirbt der Hofuhrmacher Jost Bürgi, der in Kassel Planeten- und Globusuhrwerke gebaut und die erste Logarithmentafel berechnet hat.

1633

2. Januar
Mitten im 30jährigen Krieg wird die Universität Kassel feierlich eröffnet. Im Nordwest-Flügel des Renthofs wirkt sie 20 Jahre lang.

1637

19. Oktober
Um die Brandgefahr in der Stadt zu verringern, sollen ab sofort alle Strohdächer auf den Häusern beseitigt werden. So schreibt es die neue landgräfliche Feuerordnung vor.

1643

4. Januar
Ein verheerendes Hochwasser durchflutet die tief gelegenen Stadtteile; die Fluten reißen acht Häuser in der Neustadt ein.

1661

Von Kasseler Kaufleuten unterstützt, wird der Gastwirt Reinhard Bödicker vom Landgrafen zum hessischen Postverwalter in Kassel bestellt.

1667

30. Dezember
Die bisher neben der hessischen bestehende kaiserliche Post wird verboten. Postsendungen dürfen nur noch bei den hessischen Posten eingeliefert werden.

1672

28. Februar
Mit der "Sabbaths-Ordnung" erläßt Landgraf Karl ein generelles Verkaufsverbot an Sonntagen.

1674

Das Fruchthaus in der Schäfergasse ist fertiggestellt. Es dient der Lagerung von Getreidevorräten.

1679

Landgraf Karl lässt an der Losse östlich des Dorfes Bettenhausen ein Messingwerk erbauen, den Messinghof, um hier die Kupferschätze seines Landes gewinnbringend zu verwerten.

1680

Anfang des Jahres gründet der Italiener Guagnini in der Müllergasse eine Glashütte zur Herstellung von Kristallglas.

In der Schäfergasse wird eine Porzellanfabrik errichtet. "Man machet zu Cassel schöne Porcellanen-Schüsseln, Teller und Krüge...", weiß 1697 ein Reisender zu berichten.

23. November
Der aus Schmalkalden stammende Apotheker Johann Matthias Zielfelder richtet in der Brüderstraße die Apotheke "Zum Einhorn" ein.

1682

15. Januar
Wieder einmal ein verheerendes Hochwasser, fast so schlimm wie das von 1643.

1685

18. April
Mit der "Hessischen Freiheits-Konzession" lädt Landgraf Karl von Hessen-Kassel als erster deutscher Landesfürst französische Glaubensflüchtlinge nach Kassel und Nordhessen ein und sichert allen, die sich hier niederlassen wollen, insbesondere "Handwerkern und Manufakturisten", Glaubensfreiheit und wirtschaftliche Unterstützung zu.

28. Oktober
Die Glaubensflüchtlinge halten ihren ersten Gottesdienst in einem Hause der engen Entengasse in der Altstadt.

1686

Eine Tonpfeifenmanufaktur nimmt ihre Tätigkeit auf, die erste ihrer Art in Hessen-Kassel.
Das "Jägerhaus" wird errichtet (später Kastell an der Fuldabrücke, das im 19. Jahrhundert als Staatsgefängnis dient und nach der Zerstörung 1943 als Haus der Jugend wiederentstanden ist).

1687

Nach Entwurf des Architekten Paul du Ry entsteht außerhalb der Stadtbefestigung (vor dem Zwehrentor) eine neue Stadtanlage für die hugenottischen Einwanderer, die Oberneustadt.
Simeon Cattel, Kaufmann hugenottischer Herkunft, errichtet eine Manufaktur für Tabakwaren.

6. März
Dem Apotheker Henrich Wilhelm Vogelsang wird vom Landgrafen das Privileg verliehen, in der Marktgasse 21 die Apotheke "Zur güldenen Sonne" einzurichten und zu betreiben.

1693

29. Juli
Mit einer neuen Zunftordnung übt die absolutistische hessische Staatsregierung eine verstärkte Kontrolle über die Zünfte aus.

1700

Um diese Zeit kommt eine Postkutschenverbindung nach Holland zustande. Der Kurs führt über Paderborn und Münster nach Amsterdam.

18. Februar
Mit Einführung des Gregorianischen Kalenders im protestantischen Deutschland fallen die folgenden elf Tage sozusagen aus und der folgende Tag ist der 1. März.

1. Juli
Nach zehnjähriger Bauzeit wird das städtische Armen- und Waisenhaus in der Unterneustadt eröffnet. 96 Personen, Waisen und ältere versorgungsbedürftige Personen werden aufgenommen.

1701

25. Januar
Abschaffung des dritten Feiertags an den hohen Festen sowie der Feiertage Mariä Reinigung, Mariä Verkündigung und Heilige Drei Könige.

1706

Im Juni führt der Physiker Denis Papin auf dem Platz vor dem Ottoneum Landgraf Karl seine neue Dampfmaschine vor.

1708

24. Januar
Eine Verordnung verbietet das Tabakschnupfen in der Kirche. Das Verbot wird aber kaum befolgt.

1709

2. November
Das Collegium Carolinum wird eröffnet, eine höhere Schule mit Schwerpunkt Naturwissenschaften als Vorstufe zum Universitätsbesuch.

1710

20. Januar
Der Vorgänger der Industrie- und Handelskammer, die Commerzien-Cammer zu Cassel, wird durch landgräfliche Verordnung ins Leben gerufen.

12. Februar
Die für die Hugenotten errichtete Kirche im Zentrum der jungen Oberneustadt wird feierlich eingeweiht. Nach dem Förderer der französischen Glaubensflüchtlinge wird sie Karlskirche genannt.

1713

In vierjähriger Arbeit verfertigt der Goldschmied Johann Jakob Anthoni im Messinghof Kupferplatten und fügt sie zu einer Kolossalstatue zusammen, dem Herkules.

1714

Auf staatliche Anordnung werden die sieben Jahrmärkte der Stadt zum Hauptumschlagplatz der heimischen Tucherzeugung.
Der Schwedenkönig Karl XII. übernachtet inkognito als Hauptmann Peter Frisch im Gasthof "Stadt Stockholm" in der Mittelgasse Ecke Entengasse.

Am ersten Junisonntag springen zum ersten Mal auf dem Karlsberg (später Wilhelmshöhe) die Wasser die Kaskaden hinunter.
Nach Entwurf des Architekten Paul du Ry entsteht an der Schönen Aussicht ein Observatorium (heute Palais Bellevue).

1716

Im Mai erhält Franz Christian Wille die Erlaubnis, in der Oberneustadt eine Apotheke anzulegen und zu betreiben, die Schwan-Apotheke.

1717

30. November
Die Herkulesstatue wird auf die Pyramide des Oktogons gesetzt.

1720

Um diese Zeit werden verschiedene Textilmanufakturen gegründet, vor allem von Hugenotten.
Errichtung des Zuchthauses (Karlshospital.

1721

Zu Beginn des Jahres brennen in den Straßen die ersten Öl-Laternen, doch wegen organisatorischer Mängel klappt es noch nicht mit der dauernden Unterhaltung der Straßenlaternen.

19. April
Auf Initiative von hugenottischen Kaufleuten ordnet Landgraf Karl an, eine "publique Leyh- und Commercien-Banco" zu gründen. Wenige Monate später öffnet das erste hessen-kasselsche Kreditinstitut seine Pforten.

1722

N. Schwartz ist "Briefträger beim Posthauß", der erste Kasseler Briefträger, von dem wir wissen.
Die Strumpffabrikation von Joh. Friedrich Clausius erfreut sich staatlicher Unterstützung, da die Strümpfe der Manufaktur "viel sauberer und wohlfeiler" als die der übrigen Strumpfstricker sind.

1723

25. März
Die Postkutschenroute nach Nürnberg wird eröffnet.

1724

In Kassel leben 14 570 Menschen.

9. Juni
Die Handschuhmacher, Weißgerber und Pergamentmacher beschweren sich schriftlich darüber, dass fremde Weißgerber und Handelsleute ihnen bei den Kasseler Metzgern die Felle vor der Nase wegkaufen würden.

5. August
Das erste hessische Postreglement wird durch Landgraf Karl erlassen.

1726

1. Februar
Landgraf Karl führt mit einer Verordnung in Kassel und Hessen die allgemeine Schulpflicht ein.

1728

29. Juli
Landgraf Karl räumt den Perückenmachern ein, sich in einer Zunft zu organisieren.
Im gleichen Jahr übergibt der französische Bildhauer Pierre Etienne Monnot das von ihm geschaffene Marmorbad dem Landgrafen Karl.

1731

5. Februar
Kassels erste Tageszeitung, "Casselische Zeitung von Polizey, Commerzien und anderen dem Publico nützlichen Sachen" erscheint mit ihrer ersten Nummer.

1738

27. April
Einweihung der ersten Lutherischen Kirche im Graben (im Zweiten Weltkrieg zerstört, das Grundstück dient heute als Parkplatz vor der Markthalle).

1740

10. März
Infolge des kalten Winters ist die Fulda so stark zugefroren, dass die Küfer der Stadt beginnen, auf dem Eis ein großes Fass zusammenzubauen, das nach wenigen Tagen fertiggestellt ist. Kurz darauf wird es feierlich in die fürstliche Hofkellerei gebracht.

1742

Der um die Karlsaue laufende Arm der (kleinen) Fulda wird trockengelegt und verfüllt. Um die Karlsaue vor Überschwemmungen zu schützen, wird der Auedamm aufgeschüttet.
Hofbuchbindermeister Johann Caspar Freimuth eröffnet am Brink eine Buchhandlung. Nach seinem Tod übernehmen 1815 seine Tochter Juliane und ihr Ehemann Franz Ludwig Has den Gewerbebetrieb und erweitern ihn auf den Handel mit Kolonialwaren.

1748

In Kassel brennen 1055 Straßenlaternen. Diese für die damalige Zeit hervorragende Straßenbeleuchtung wird später von J. W. Goethe rühmend erwähnt.
Prinz Friedrich von Hessen-Kassel, der spätere Landgraf Friedrich II., tritt heimlich zum katholischen Glauben über. Erst sechs Jahre später erfährt der Vater von diesem Schritt.

1752

21. März
Der Gastwirt und Brauereibesitzer Johann Friedrich Pierson auf der Knallhütte erhält von Landgraf Wilhelm VIII. eine Brau-Konzession, die seitdem in ununterbrochener Folge in Familienbesitz bleibt.

1754

28. Oktober
Als Landgraf Wilhelm VIII. erfährt, dass sein Sohn Friedrich zum katholischen Glauben übergetreten ist, verpflichtet er diesen in einem Vertrag, der Assekurationsakte, das reformierte Bekenntnis in der Landgrafschaft Hessen-Kassel nicht anzutasten.

1755

8. November
Auf der Knallhütte wird Dorothea Pierson geboren, die als "die Viehmännin" den Brüdern Grimm über 30 Märchen für ihre Sammlung liefert.

1756

18. Februar
Kassel wird von einem Erdbeben erschüttert. Zu Gebäudeschäden kommt es erfreulicherweise nicht.

1760

31. Juli
Sächsische und französische Truppen besetzen kampflos die Stadt.

1762

Kapitulation der französischen Besatzung von Kassel nach der zweiten Belagerung, die die Stadt während des Siebenjährigen Krieges auszuhalten hatte.

1. November
Johann Christian Breithaupt, seit 1757 Gehilfe in der mechanisch-optischen Werkstatt des Professors Johann Gottlob Stegmann, gründet eine eigene Werkstatt.

2. Dezember
Landgraf Friedrich II. dekretiert zwei Messen in Kassel, die jeweils 14 Tage vor der Frankfurter Oster- und Michaelismesse in der Oberneustadt abgehalten werden sollen.

1763

8. März
Verordnung Landgraf Friedrichs II. über die Gründung eines "Commercien-Collegiums". Dieses Organ stellt den Ausgangspunkt für die heutige Industrie- und Handelskammer dar.

20. Mai
Der Siebenjährige Krieg ist gerade zu Ende gegangen. Um das Reisen in Postkutschen angenehmer zu machen und neue Kunden zu gewinnen, erlässt das Hochfürstlich-Hessische Postamt Verhaltensmaßregeln für die Postillione.

29. August
Die erste Kasseler Handelsmesse wird veranstaltet.
Im August macht Johann Justus Engelhardt, Meister der niederhessischen Landgilde der Schwarz- und Schönfärber, erste Bekanntschaft mit dem Blaudruck. Hier liegt die Keimzelle für die über 200 Jahre bestehende Kasseler Druckerei und Färberei AG (Kadruf) im Bettenhausen.

1764

An der Frankfurter Straße unterhalb des Weinbergs wird die "Herrschaftliche Meierei" (Domäne) eingerichtet.

1765

1. Februar
Um eine leistungsfähige Industrie aufzubauen, wirbt die Landesregierung um außerhessische Unternehmer, denen bei Neugründung einer Fabrik in der Landgrafschaft erhebliche Vergünstigungen eingeräumt werden. Erst zwei Jahrzehnte später werden diese Vergünstigungen, z. B. Steuerfreiheit auf zwanzig Jahre, auch einheimischen Unternehmern gewährt.

15. Mai
Einrichtung eines regelmäßigen Schiffsverkehrs für Personen und Waren bis Hersfeld (Marktschiffe).

1766

28. Januar
Landgraf Friedrich II. erlässt eine "Verordnung gegen das allzustark eingerissene Caffe-Trinken", da gesundheitliche Schäden befürchtet werden. Staatliche Inspektoren werden eingesetzt, um in den Haushalten nach unerlaubtem Kaffeekochen zu forschen.

16. Mai
Geheimer Rat Baron Waitz von Eschen und Kriegs- und Domänenrat von Schönstätt werden beauftragt, eine Porzellanfabrik zu gründen.

1767

10. Februar
Ein Erlaß des Landgrafen Friedrich II. fordert zur Bebauung der Königsstraße auf, die noch viele unbebaute Grundstücke aufweist.

13. April
Um 0.30 Uhr werden die Kasseler durch ein leichtes Erdbeben aus dem Schlaf gerissen. Menschen und Gebäude bleiben von Schäden verschont.

27. April
Die "Ordnung, die Errichtung der Brand-Cassa betreffend" wird vom Landesherrn, Landgraf Friedrich II., eigenhändig unterzeichnet.

21. Dezember
Unter Einsatz von Militär wird begonnen, die Stadtbefestigung niederzulegen. Die Arbeiten erstrecken sich bis zum Jahre 1790.

1770

Die Porzellan-Manufaktur, ein staatliches Prestige-Unternehmen, gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Es fehlt selbst an Mitteln, um Holz für die Porzellanbrände und zum Heizen der Arbeitsstuben anzuschaffen. Einer der beiden Direktoren streckt 900 Reichstaler aus eigener Tasche vor.

1771

1. November
Im "Lottohotel", Obere Königsstraße 45, findet die erste Ziehung der Lottozahlen statt. Landgraf Friedrich II. hat die Lotterie eingeführt, um den Untertanen Möglichkeiten zum Geldgewinn zu geben. Als sein Sohn Wilhelm an die Regierung kommt, verbietet dieser das Spiel (1785).

1772

1. Mai
Krämer, Handwerksleute, Bauern und Dienstboten dürfen nur noch Kleidung tragen, die in Hessen-Kassel hergestellt ist. Dies soll dazu beitragen, die Situation der einheimischen Textilindustrie zu verbessern. Im selben Jahr entsteht am Königsplatz ein stattliches Gebäude, das als Postanstalt und Gasthof zugleich dient. Berühmtester Gast ist Johann Wolfgang von Goethe, der hier 1779, 1783, 1792 und 1801 einkehrt.

1774

Die an der unteren Seite des Königsplatzes errichteten "Hallen" werden an Gewerbetreibende und Geschäftsleute unterschiedlichster Branchen vermietet. Kaufleute, Glashändler, Schreiner, Perückenmacher, Konditoren, Bäcker, Strumpffabrikanten und Schenkwirte bieten ihre Produkte und Dienstleistungen an.

1775

15. März
Aus Kassel flieht der landgräfliche Rat Rudolf Erich Raspe. Er setzt sich mit einem ansehnlichen Teil des unter seiner Aufsicht stehenden fürstlichen Münzkabinetts nach England ab. Dort schreibt er ein vielgelesenes Buch: "Die Begebenheiten des Freiherrn von Münchhausen".

20. Dezember
43 Gassen und Straßen der Stadt erhalten neue Namen. So wird zum Beispiel aus der Marktgasse eine Johannes-Straße und aus der Entengasse eine Petri-Straße. Im Volksmund setzen sich diese Namen aber nicht durch, so dass schließlich 1867 in vielen Fällen eine amtliche Rückbenennung erfolgt.

1776

8. März
Apotheker Hundertmarck erhält die Genehmigung, die erste Apotheke in der Unterneustadt einzurichten. Sie führt die Bezeichnung "Zum Adler".

1777

Der aus Gießen kommende Geschütz- und Glockengießer-Geselle Georg Christian Carl Henschel (1750 - 1835) findet in Kassel Arbeit. Er wird Stammvater der Unternehmerfamilie Henschel.

Der hessische Offizier Heinrich von Schönfeld erbaut auf dem Lengberg eine Villa; es ist der Grundstock für das spätere Schlößchen Schönfeld.

1778

Landgraf Friedrich II. will die Seidenherstellung heimisch machen und lässt deshalb eine "Anleitung zum Seidenbau und zur Wartung der Maulbeerbäume" veröffentlichen. Ein vom Landesherrn finanziell unterstützter Versuch mißlingt.

1779

Das Museum Fridericianum, das erste der Öffentlichkeit zugängliche Museum des Kontinents, ist vollendet.

1781

In Kassel leben 19.000 Menschen. Viele Einwohner sind Ackerbürger, bewirtschaften Felder vor den Toren der Stadt und halten Tiere, unter anderem werden 1586 Schafe in der Stadt gehalten.

19. Juli
Professor Georg Forster schreibt an einen auswärtigen Freund: "Es ist kein Ort auf der runden Erde, der soviel Armuth und splendida miseria in sich fasst als Cassel. Alles bis zu Obristen und Ober- appellationsgerichts Räthen stirbt hier bettelarm, hinterlässt Schulden, und Wittwen und Kinder im äussersten Elend: Ausser der sogenannten preussischen Clique im Ministerio, und den Herren Adjudanten, imgleichen ein paar nothdürftigen dienstbaren Geistern jener Clique, und dem Hofagenten Feydel, - der ein Jude ist - hat hier kein Mensch Geld, sondern alles leidet Noth, im wörtlichen Verstande."

1782

Im November sind, nach mehrmonatiger Aufbauzeit, die sogenannten Kaufhallen auf dem Marställer Platz fertiggestellt. Unter den Pächtern der Verkaufsläden, "Boutiquen" genannt, finden sich Krämer, Schuhmacher, Blechschmiede, Drechsler, Bäcker, Konditoren und andere Gewerbetreibende.

1783

14. August
Auf dem Friedrichsplatz wird das Denkmal Landgraf Friedrichs II. enthüllt, der nicht nur ein Förderer der Künste war, sondern sich auch der Wirtschaft annahm.

1784

12. September
"Hinter dem Rathaus numero 795" eröffnet die "Colonialwaaren-, Saamen und Spezereyenhandlung" des Kaufmanns Stephan Münch ihre Pforten. Die Firma Stephan Münch GmbH & Co KG befindet sich heute in der Frankfurter Straße 113 - 115.

1785

3. Mai
Vor dem Leipziger Tor, nahe an Bettenhausen, wird ein von Landgraf Friedrich II. gestiftetes Krankenhaus eröffnet, die Charité (heute Klinikum Kassel auf dem Möncheberg).

9. Dezember
Aufhebung des Lotto durch den gerade an die Regierung gekommenen Landgraf Wilhelm IX.

1786

Nicolaus Gundelach gründet eine Weinhandlung, die fast zwei Jahrhunderte hindurch Kasseler Bürger mit guten Tropfen versorgt.

10. Mai
"Exzesse durch Werfen der Jugend nach Maikäfern und Kastanien an den Plantagen und Alleen in der Stadt und vor den Thoren... sind bei Strafe verboten."

1787

Gründungsjahr der Firma Horn & Franke, vorm. Georg Weiss, die sich insbesondere in der Teppich-, Möbelstoff- und Gardinenbranche engagiert. 1952 bezieht die Firma geräumige Verkaufsräume am Ständeplatz.

16. Mai
Das Komödienhaus am Schlossplatz in der Altstadt brennt nieder.

1788

Die erweiterte fürstlich-hessische Postordnung bestimmt unter anderem die Livree der Postillione: "Blauer Rock mit roten Aufschlägen... Beinkleider aus weißem Tuch, einen großen Hut mit silberner Bandtresse".

24. Juni
Der Brennofen in der Porzellanfabrik am Königstor erlischt. Die Fabrik wird liquidiert.

Meyer Amschel Rothschild, Münz- und Wechselhändler in Frankfurt am Main, macht einen Versuch, mit dem reichen Landgraf Wilhelm IX. in Geschäftsverbindung zu kommen.

1789

In Kassel leben 18.450 Menschen.
Johann Christian Arnold gründet in einem Haus der Brüderstraße die erste deutsche Tapetenfabrik von Bedeutung, die sich lange Jahrzehnte hindurch mit ihren Erzeugnissen bewährt. Auf der Berliner Gewerbeausstellung 1844 ist die Firma "mit bemerkenswerten Schöpfungen und Preisauszeichnungen" vertreten.

1792

Die Kattunfabrik im Agathof bei Bettenhausen arbeitet so erfolgreich, dass hier 300 Arbeiter ihren Lebensunterhalt finden.

1793

27. Juni
Der junge holländische Unternehmer Andries Hendrik Thorbecke, der einige Jahre zuvor die erste Tabakfabrik in Kassel gegründet hat, pachtet vom Staat das Gut Schönfeld, darf dort aber nur Tabak mahlen, nicht anbauen. Zu diesem Zweck errichtet er eine Windmühle.
Im Wilhelmshöher Park wird der Steinhöfersche Wasserfall vollendet und am 2. Dezember der Grundstein für die Löwenburg gelegt.

1794

13. Dezember
Die neue Brücke über die Fulda, die direkt vom Altmarkt zum Holzmarkt führt, ist fertiggestellt.

1796

3. August
Der König von Preußen, Friedrich Wilhelm II., besucht Kassel. Anlaß hierzu ist die beabsichtigte Vermählung seiner sechzehnjährigen Tochter Auguste mit dem Erbprinzen Wilhelm von Hessen-Kassel. Dem preußischen König geht es aber auch darum, von dem reichen zukünftigen Schwiegervater Landgraf Wilhelm IX. eine Finanzhilfe, ein Darlehen in Höhe von 1,5 Millionen Talern, zu erhalten.
Der Stückgießer Georg Christian Carl Henschel baut im gleichen Jahr das erste deutsche Bleiwalzwerk für die eigene Werkstatt im Gießhaus an der Weserstraße.

1798

Der dreiflügelige Neubau des fürstlichen Schlosses zu Weißenstein ist fertiggestellt und erhält den Namen Wilhelmshöhe, nach dem Erbauer Landgraf Wilhelm IX.

1799

Der Stückgießer G. Chr. C. Henschel erwirbt das neben der staatlichen Gießerei gelegene Haus. Sein zweiter Sohn, Johann Werner Henschel (1782 - 1850), legt die Gesellenprüfung als Rot-, Stück- und Glockengießer ab.
Der "Tobakspinner" Friedrich Breda am Pferdemarkt beginnt mit der Produktion von Kautabak und Zigarren. Die Produkte der "Rauch-, Kau-, Tabak- und Zigarrenfabrik Friedrich Breda" finden viele Jahrzehnte guten Absatz.