Fazilet Karakas-Blutte in den Ruhestand verabschiedet

Für sie gab´s Standing Ovations bei der jüngsten Personalversammlung im vollbesetzten Kongress Palais: Nun ist Fazilet Karakas-Blutte als Vorsitzende des Gesamtpersonalrats von Oberbürgermeister Sven Schoeller offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden.

Oberbürgermeister Sven Schoeller dankte Fazilet Karakas-Blutte im Namen der Stadt für ihre langjährige Arbeit als Personalratsvorsitzende

„Sie haben sich stets mit großem Engagement für die Interessen der Beschäftigten der Stadt und ihrer Eigenbetriebe eingesetzt. In Verhandlungen und Gesprächen mit der Behördenleitung haben Sie immer versucht, Lösungen zu finden und mitzutragen, mit denen alle leben können. Ich bedanke mich für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit, die sie mit der jeweiligen Verwaltungsspitze gehabt haben und die auch ich in meiner bisherigen Amtszeit sehr geschätzt habe“, würdigte Oberbürgermeister Schoeller. Auch haben die Krisen zu einem Digitalisierungsschub geführt. „Digitalisierung wird auch in Zukunft eine Herausforderung sein. Die weiteren Digitalisierungsprozesse in der Verwaltung müssen so gestaltet werden, dass keine Arbeitsplätze abgebaut werden und alle Beschäftigten sich mitgenommen fühlen“, appellierte die in den Ruhestand wechselnde Personalratsvorsitzende an die Verantwortung gegenüber den Bediensteten der Stadtverwaltung.

Jederzeit ein offenes Ohr

Nach 38 Jahren Tätigkeit bei der Stadtverwaltung, davon 17 Jahre als freigestellte Personalrätin und rund 12 Jahre als Vorsitzende des Personalrats der Inneren Verwaltung sowie des Gesamtpersonalrats, freue sie sich nun vor allem auf selbstbestimmende und arbeitsfreie Momente, sagte die 64-jährige Karakas-Blutte. „Aber ganz sicher werden mir die Kolleginnen und Kollegen sowie die damit verbundenen täglichen sozialen Kontakte fehlen. Viele Menschen, die ich durch meine Arbeit kennengelernt habe, sind mittlerweile zu Freundinnen und Freunden geworden, so dass es auch danach noch viele, dann private Kontakte geben wird.“ Es sei ihr immer wichtig gewesen, jederzeit für die Beschäftigten ein offenes Ohr zu haben und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, so Karakas-Blutte. Dabei habe sie nie alleine agiert, sondern sich stets auf das „großartige Team“ des Personalrats verlassen können. „Gemeinsam waren wir immer stark und haben in den letzten Jahren viel für die Mitarbeitenden der Stadt erreichen können“, erklärte die scheidende Vorsitzende. 

Beispielhaft nannte sie die umgesetzten Dienstvereinbarungen zum Leistungsentgelt und zur Altersteilzeit, für die sie sich mit dem Personalrat stark gemacht habe. Auch das Thema Entfristungen lag ihr stets am Herzen. „Es gab einen Kollegen, dessen Arbeitsvertrag 15 Jahre lang (!) immer nur befristet verlängert wurde – ein trauriges Jubiläum, das stets von Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit geprägt war. Als Personalrat haben wir es geschafft, dass es bei der Stadtverwaltung nun keine sachgrundlosen Befristungen mehr gibt. Unsere Bemühungen sind aber noch nicht am Ende: Wir meinen, dass es in Zeiten des Fachkräftemangels keine befristeten Arbeitsverträge mehr geben darf.“ Sehr zufrieden zeigte sich Karakas-Blutte, die ihre Wurzeln in der Türkei hat und im Alter von fünf Jahren mit den Eltern nach Kassel kam, auch über die Einführung des Jobtickets für städtische Beschäftigte und die später umgesetzte Umwandlung zum Deutschlandticket, für das man mit der Verwaltungsspitze erfolgreich verhandelt habe.

Die Corona-Pandemie in den Jahren 2020 /2021 bezeichnet Karakas-Blutte als „größte Herausforderung“ in ihrer Zeit als Personalratsvorsitzende. „Von einem Tag auf den anderen wurden die Abläufe und das Leben der Menschen auf den Kopf gestellt. Die Stadtverwaltung musste unter verschärften Bedingungen die Daseinsfürsorge für die Bürgerinnen und Bürger weiter sicherstellen. Regelmäßig gab es neue Verordnungen und Regeln. Dann bekam sie die Aufgabe, ein zentrales Impfzentrum in Kassel zu errichten und unter städtischer Regie zu betreiben. Das stellte die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung vor große Herausforderungen. „Wir als Personalrat mussten dafür sorgen, dass es nicht zu Überforderungen kam. Aber die Beschäftigten haben damals insgesamt gut mitgezogen und wir haben für sie einiges erreicht. Für mich war es sehr bewegend, als die ersten hochbetagten Menschen gegen das Virus geimpft wurden. Die geleistete Arbeit der Kolleginnen und Kollegen kann man gar nicht hoch genug bewerten.“ Grundlage und Erfolgsgarant, um in dieser Krisenzeit zu funktionieren, sei auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Personalrat gewesen. Dies gelte auch für die ungewöhnliche Maßnahme im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, als die Stadt quasi über Nacht im Rathaus eine temporäre Notunterkunft für geflüchtete Menschen einrichtete. „Die städtischen Beschäftigten haben in diesen Zeiten wirklich Großartiges geleistet und gezeigt, wie schnell, flexibel und effektiv wir in besonderen Situationen reagieren können“, berichtet Karakas-Blutte. 

Geregelte Nachfolge: Karakas-Blutte mit Jan Benedix und Ruth Müller

Nachfolge steht fest

Abschließend betonte Karakas-Blutte, dass sie in ihrer Tätigkeit stets das Ziel verfolgt habe, ein positives Arbeitsumfeld für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen. In allen Verhandlungen war ihr wichtig, dass die Interessen der Beschäftigten gehört und berücksichtigt wurden. Ihre Ausbildung als Sozialpädagogin sei ihr dabei in vielen Situationen hilfreich gewesen. „Oftmals ist aus verschiedenen Meinungen ein Kompromiss entstanden, der sowohl den Mitarbeitenden als auch der Verwaltung gutgetan hat.“ Manchmal sei es aber auch vorgekommen, dass man Interessen nicht durchsetzen konnte. Das auszuhalten sei eine der großen Herausforderungen in der Arbeit der Personalräte, so Karakas-Blutte. 

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten tagtäglich in unterschiedlichen Bereichen sehr gute Arbeit zum Wohle der Stadt und der Menschen, die in Kassel leben, arbeiten oder zu Gast sind. Und das ist oft nicht immer sichtbar und auch nicht einfach - auch weil wir immer im Fokus der Öffentlichkeit stehen und uns leider hin und wieder mit Vorurteilen konfrontiert sehen“, betonte Karakas-Blutte, die über ihr Wirken für die Stadt hinaus auch in der Gewerkschaft verdi erfolgreich aktiv war. Als stellvertretende Bezirksvorsitzende Nordhessen und als Mitglied der Bundestarifkommission hat sie wesentlich an den Verhandlungen in den Tarifrunden im öffentlichen Dienst mitgewirkt. 

Nachfolger von Fazilet Karakas-Blutte als Vorsitzender des Gesamtpersonalrats (also Stadtverwaltung, Feuerwehr, Umwelt- und Gartenamt sowie die Eigenbetriebe Die Stadtreiniger und KASSELWASSER) ist der bisherige Stellvertreter Jan Benedix. Die neue Vorsitzende des Personalrats der Inneren Verwaltung wird Ruth Müller, ebenfalls zuvor in stellvertretender Funktion.