Der nächste Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung eines herausragenden Projektes an der Schnittstelle zwischen Stadtteilentwicklung und Bildungslandschaft ist erreicht: Die Siegerentwürfe für die Campusentwicklung am Grundschulstandort in Waldau stehen fest.
Die Preisträger gingen aus einem Hochbauwettbewerb einschließlich Freiraumplanung hervor mit insgesamt 16 teilnehmenden Architekturbüros. Dem Projekt steht für Planung und Bau ein Gesamtkostenrahmen von 5,95 Mio. Euro zur Verfügung. Der Großteil dieser Summe stammt aus den Förderprogrammen der Bund‐Länder‐Programme Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ sowie „Sozialer Zusammenhalt Forstfeld und Waldau“.
Kern des Projektes ist es, verschiedene Einrichtungen neu am Grundschulstandort Waldau zu verorten, um dort gemeinsam mit der Ganztagsschule den integrierten Bildungsort „Campus Waldau“ zu entwickeln. Daneben ist das städtebauliche Ziel, die Schnittstelle zwischen altem Ortskern und der Wohnstadt Waldau stärker auszugestalten und zu definieren. Der Campus Waldau soll ein zentraler Knotenpunkt der Bildungs‐ und Sozialeinrichtungen im Stadtteil sein und auch städtebaulich erlebbar gemacht werden. Die eingereichten Entwürfe wurden durch ein neunköpfiges Preisgericht Ende November im Hallenbad Ost diskutiert. Das Preisgericht setzte sich zusammen aus städtischen Vertreterinnen und Vertretern – darunter Stadtbaurat Christof Nolda sowie Bildungs‐ und Jugenddezernentin Ulrike Gote – sowie externen Beraterinnen und Beratern. Ziel war es, die passende architektonische und städtebauliche Lösung für folgende Aufgabestellung zu finden: In einem kompakten und energetisch durchdachten Baukörper aus Holzbauweise soll das Kinderhaus Waldau I ein neues Zuhause finden sowie ein Familienzentrum und eine Lernwerkstatt einziehen.
Die Funktionen Familienzentrum und Lernwerkstatt sind hierbei neu gegründete Einrichtungen und sollen neben den Kindergarten‐und Grundschulkindern allen Generationen aus dem Stadtteil Waldau und darüber hinaus offenstehen. „Die Siegerentwürfe haben die gestellte Aufgabe mit Bravour gemeistert: Die Entwürfe legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die Innengestaltung ist so ansprechend wie sie eine funktionale Umsetzung des spannenden neuen Konzepts erlaubt. Und im Außenverhältnis schlagen die Entwürfe eine gelungene Brücke zur Wohnstadt Waldau wie dem alten Ortskern“, so Stadtbaurat Christof Nolda.
Unter dem Preisgerichtsvorsitz von BDA‐Präsidentin Susanne Wartzeck begutachtete die Jury insgesamt 16 Entwürfe namhafter Architekturbüros aus ganz Deutschland. Nach zweitägiger Beratung und insgesamt drei Bewertungsrundgängen ist sich das Preisgericht sicher: Es soll zwei Siegerentwürfe geben. Die Entwurfsverfasser stammen jeweils aus Kassel: Einerseits das Architektur‐ und Landschaftsarchitekturbüro foundation5+ sowie andererseits das Architekturbüro pape+pape, die mit GTL Landschaftsarchitekten zusammengearbeitet haben. Beide Entwürfe bringen Vorzüge mit sich, sei es im Bereich der Grundrissaufteilung oder im Bereich der Freianlagenplanung und lösen die gestellte Aufgabe damit sehr gut.
Der Entwurf von pape+pape Architekten überzeugt durch seine klare innere Grundrissorganisation und die sehr guten Potentiale unterschiedlicher Nutzungen auch nach Betriebsschluss der Kita. Die klare Struktur des Hauses verspricht eine idealtypische und wirtschaftliche Realisierung des Hauses in Holzbauweise und wird so den Anforderungen der Auslobung an nachhaltiges Bauen gerecht. Die vorgeschlagene holzsichtige Materialität erzeugt eine sehr gute Aufenthaltsqualität im Inneren sowie ein stimmiges äußeres Erscheinungsbild.
Der Entwurf von foundation 5+ überzeugt im Besonderen in seiner städtebaulichen Setzung und der Ausformulierung der Freiraumbezüge und Wegebeziehungen sowie seinen Angeboten im Kitabereich. Die hier ausgearbeitete Struktur stützt das angestrebte offene pädagogische Konzept der Einrichtung. Zudem wird die Wirtschaftlichkeit als gut beurteilt. Der vorgelegte Entwurf zeigt eine Realisierbarkeit als Holzbau auf und wird damit ebenfalls den Anforderungen der Auslobung an nachhaltiges Bauen gerecht.
Der 3. Preis geht an das Architekturbüro pussert+kosch sowie Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden. Ihre Arbeit vermittelt das Bild eines transparenten und offenen Lernortes mit hohem Aneignungspotential. Die nahezu konstruktionsarme Gestaltungsabsicht, die auskragenden Geschossplatten und leichten, raumhohen Glasbändern stellen allerdings die gewünschte Umsetzung in Holzbauweise in Zweifel. Insgesamt entspricht die Arbeit in ihrer Grundidee einem offenen und kreativen Lernort, mit guten Nutzungsmöglichkeiten für die offene Arbeit, erzeugte jedoch in ihrer Ausformulierung und Umsetzung gewisse Widersprüche und Kritik.
Neben den drei Preisträgern wurden ebenfalls zwei Anerkennungen verliehen: sdks architekten dummert, sonek und partner mit Angela Bezzenberger aus Darmstadt sowie MGF Architekten mit Wiedemann+Schweizer Landschaftsarchitektur aus Stuttgart. Insgesamt schüttet die Stadt Kassel Preisgelder in Höhe von 50.000 Euro aus. Preisgerichtsvorsitzende Susanne Wartzeck resümiert: „Ich habe mich als Vorsitzende des Preisgerichts sehr gefreut, dass die Stadt Kassel dieser Bauaufgabe eine so hohe Wertschätzung entgegenbringt. Es sind diese vermeintlich selbstverständlichen Projekte, die für eine Stadtgesellschaft von zentraler Bedeutung sind, aber leider oftmals nicht mit genügender Sorgfalt behandelt werden. Die Wettbewerbsbeiträge haben gezeigt, dass die Aufgabe überdies am Standort alles andere als einfach war. Umso schöner ist es, dass die Jury am Ende zwei sehr gute Ansätze ausmachen konnte, die eine gute und angemessene Lösung für den Standort erwarten lassen. Wir dürfen gespannt sein, welcher der beiden Ansätze sich nach der Überarbeitung als der passendste für die Nutzer und den Standort erweisen wird.“
Seit Sommer 2022 ist entschieden, dass der Entwurf des Kasseler Architekturbüros foundation 5+ architekten BDA umgesetzt wird.