Was ist ein Radverkehrskonzept?
Ein Radverkehrskonzept (RVK) legt Ziele und Strategien zur Radverkehrsförderung fest. Die entwickelten Maßnahmen sollen ein einheitliches, nachvollziehbares und strategisches Gesamtkonzept für den Radverkehr darstellen. Es wird eine für den Nutzer nachvollziehbare und in der ganzen Stadt anwendbare Gestaltung der Infrastruktur (bauliche Ausgestaltung, Beschilderung, Führungsformen, etc.) konzipiert. Weiterhin entstehen Maßnahmen, die auf die Besonderheiten der Stadt Kassel, z.B. bezüglich der bewegten Topographie reagieren. Im Rahmen des Konzeptes wird eine konkrete Umsetzungsstrategie für den Radverkehr in der Stadt Kassel erarbeitet. Die Zielentwicklung des Radverkehrskonzeptes fügt sich in folgende Zielsetzungen des Verkehrsentwicklungsplanes 2030 der Stadt Kassel ein:
- Verbesserung der regionalen Erreichbarkeit
- Minimierung der Auswirkungen des Verkehrs auf Mensch und Umwelt
- Erhöhung der Stadt- und Lebensqualität
- Attraktivierung des Umweltverbundes
Das Radverkehrskonzept ist ein Klimaschutzteilkonzept und konkretisiert sowohl den Verkehrsentwicklungsplan (VEP 2030) (LINK) als auch das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKK). Diese beiden Konzepte sind politisch beschlossen und zur Umsetzung vorgesehen.
Warum braucht die Stadt Kassel ein Radverkehrskonzept?
Das Radverkehrskonzept dient der Steigerung der Lebens- und Stadtqualität und soll der weiteren Umweltschädigung vorbeugen. Für den Radverkehr ist ein Qualitätssprung vorgesehen, durch den der Anteil des Fahrrades am Modal Split von derzeit 9 % (SrV 2013) auf etwa 11 – 14 % (bis 2030) steigen soll. Ziel einer guten und nachhaltigen Radverkehrsplanung ist es, sowohl heutige als auch absehbare zukünftige Trends und deren Anforderungen an die Infrastrukturen zu betrachten und daraus entsprechende Rückschlüsse für die Gestaltung, Organisation und Förderung des Radverkehrs zu ziehen.
Besonders vor dem Hintergrund der großen Bedeutung des Radverkehrs für die Verbesserung der verkehrsbedingten Emissionen, ist eine Steigerung des Radverkehrs am Modal Split und eine Stärkung des Fahrrades als Verkehrsmittel in der Bevölkerung wichtig. Zentrale Zielsetzung für den Verkehrsbereich im Klimaschutzkonzept ist die Reduzierung der Kfz-Verkehrsleistung und damit der CO2-Emissionen, die durch den Straßenverkehr verursacht werden.
Wann wird das Radverkehrskonzept umgesetzt?
Das RVK formuliert ein abgestimmtes, strategisches Handlungskonzept für die Entwicklung des Radverkehrs der Stadt Kassel. Es dient der Verwaltung und der Politik somit als Orientierungsrahmen für die Anforderungen von Stadt und Bürger an die Radinfrastruktur.
Einige Maßnahmen des Radkonzeptes werden bereits kurzfristig, das heißt etwa innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre umsetzbar sein. Andere Maßnahmen wiederum bedürfen erst weiterer Detailplanungen oder vertiefter Betrachtungen und werden dann mittel- bis langfristig verwirklicht werden können. Das Radverkehrskonzept soll 2018 durch den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.
Welche Projekte mit Bezug zum Radverkehr sind im Jahr 2019 vorgesehen?
- Bürgermeister-Brunner-Straße: Im Zuge der Sanierung der Bürgermeister-Brunner-Straße soll ein Radweg integriert werden. Gesamtkosten: 400.000 Euro. Projekt musste wegen Baustelle Querallee auf 2020 verschoben werden
- Geh- und Radweg am Steinweg: Der Geh- und Radweg am Steinweg soll erneuert werden. Kosten: 380.000 Euro. Vergabe erfolgt, Baustart nach Altstadtfest (Ende Juni 2019)
- Auedamm: Am Auedamm soll der Gehweg, der danach auch Radfahrern offen steht, zwischen der Damaschkebrücke und dem Vereinsheim des WVC erneuert werden. Kosten: 535.000 Euro (inkl. bereits erstellter Beleuchtung). Ausschreibung in Arbeit, Umsetzung noch in diesem Jahr vorgesehen.
- Wolfsgraben/Höheweg: Die Straßen Wolfsgraben/ Höheweg (Wolfsanger) werden erneuert. Dabei sollen auch Schutzstreifen für Radfahrer entstehen. Gesamtkosten: 1,7 Millionen Euro. Vergabe erfolgt, Baumaßnahme im April 2019 begonnen.
- Radweg Weserstraße: Der Radweg an der Weserstraße (Höhe der Kreuzung Kurt-Wolters-Straße) soll erneuert werden. 100.000 Euro werden dafür 2019 investiert. Weitere 650.000 Euro sind für 2020 geplant. Planung in Bearbeitung. Bau für 2020 vorgesehen.
- Druseltalstraße: Beim laufenden Umbau der Druseltalstraße zwischen Eugen-Richter-Straße bis Berta-von-Suttner-Straße werden Radwege integriert. Gesamtkosten: 2,5 Millionen Euro. Baubeginn bereits 2018, Bauende Ende 2019.
- Verkehrsberuhigung im Stadtgebiet: Für die Verkehrsberuhigung im Stadtgebiet und die farbige Markierung von Fahrradstraßen werden 2019 insgesamt 320.000 Euro aufgewendet. Die Planungen und Abstimmungen mit der Verkehrsbehörde für die Fahrradstraßen laufen. Da einige Fahrradstraßen auch bauliche Anpassungen erfordern, müssen diese nach Fertigstellung der Planungen und Erhalt des Baurechts, ausgeschrieben werden. Es ist beabsichtigt noch in diesem Jahr die erste Fahrradstraße neu zu markieren, die anderen folgen in den kommenden Jahren.
- Radstätte „Radweg Deutsche Einheit“: Für eine Radstätte „Radweg Deutsche Einheit“ am Auebad werden 250.000 Euro ausgegeben. Voraussichtliche Umsetzung in 2019/2020.
- Königinhofstraße: Die Königinhofstraße soll erneuert werden und soll neue Radwege (Teil der Raddirektverbindung Kaufungen-Kassel) bekommen. Der Anteil für den Radverkehr liegt bei etwa 800.000 Euro. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 5,5 Millionen Euro. Der Zuwendungsantrag wird Ende Mai an Hessen Mobil übergeben, Ausführungsplanung und Baurecht noch in 2019, Ausbau dann ab 2020 wie vorgesehen.
- Brücke Damaschkestraße: Die Brücke Damaschkestraße wird erneuert. Dabei sollen auch Radwege integriert werden. Gesamtkosten für den Brückenbau in den nächsten Jahren 8,9 Mio. Euro. EU-weite Vergabe erforderlich, Verfahren läuft, Planung und Baurecht in 2020, Baubeginn voraussichtlich Sommer 2021.
- Drei Brücken: Bei der Sanierung der „Drei Brücken“ (Wolfhager Straße) soll ein Radweg entstehen. Dafür fließen 2019 allein 910.000 Euro in die Planung des gesamten Sanierungsprojekts. Städtischer Anteil am Gesamtvorhaben ca. 19 Millionen Euro. Planung in Bearbeitung. Bau ab 2021 vorgesehen.
(Stand Juni 2019)
Wie kann ich mich als Bürgerin oder Bürger in die Erarbeitung des Radverkehrskonzepts einbringen?
Die Meinung und das Wissen der Bürgerinnen und Bürger sind bei der Erstellung des Radverkehrskonzeptes sehr wichtig. Schließlich sind sie täglich in der Stadt unterwegs und wissen am besten, an welchen Stellen Veränderungsbedarf besteht oder welche gut angenommen Konzepte weiter verfolgt werden sollten. Deshalb wird der Verkehrsentwicklungsplan in einem dialogorientierten Prozess aufgestellt. Dabei bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie sich einbringen können.
In den vergangenen Monaten konnten die Menschen in Kassel aktiv an der Erstellung des RVK mitarbeiten. Die erste Möglichkeit bot sich im April 2017 im Rahmen einer Auftaktveranstaltung im Philipp-Scheidemann-Haus. Es folgten zwei geführte Radtouren, bei denen Anregungen und Vorschläge aus der Bevölkerung gesammelt und ausgewertet wurden.
Es wird eine abschließende Veranstaltung zur Information der Bürgerinnen und Bürger erfolgen, der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Die Termine können Sie unter der Rubrik " Aktuelles, Termine und Meilensteine" einsehen.
Nutzen Sie die Chance und liefern Sie mit ihrer Teilnahme einen wichtigen Beitrag zum Radverkehrskonzept.
Ergänzt wird die Bürgerbeteiligung durch eine umfangreiche Kinder- und Jugendbeteiligung. Diese erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Stadtschülerrat und durch einen ganztägigen Workshop im Bürgersaal des Rathauses.
Wie berücksichtigt das Radverkehrskonzept die Folgen einer älter werdenden Gesellschaft?
Der demographische Wandel ist inzwischen ein wesentlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens und beeinflusst damit auch zukünftige Verkehrskonzepte. Das Radverkehrskonzept für die Stadt Kassel berücksichtigt die sich verändernden Ansprüche der Gesellschaft. Es wird beispielweise der Trend der elektrisch unterstützten Mobilität durch Pedelecs und E-Bikes aufgegriffen, indem Ansprüche und Lademöglichkeiten untersucht werden.
Was ist der Modal Split?
Der Modal Split beschreibt die prozentuale Verkehrsmittelwahl der Kasseler Bevölkerung. Der aktuelle sowie der angestrebte Modal Split ist hier (als Link) dargestellt.
Was ist ein Klimaschutzkonzept?
Das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Kassel (IKK) ist ein Handlungsrahmen mit dem Ziel, die CO2-Emissionen nachhaltig zu reduzieren. Dieses Ziel kann in Kassel insbesondere durch die Steigerung der Energieeffizienz sowie Energieeinsparung erreicht werden. Die Nutzung erneuerbarer Energien kann nur im Verbund mit der Region klimawirksam erfolgen. Das Konzept ist im November 2012 von den Stadtverordneten verabschiedet worden und enthält einen Handlungsleitfaden mit Strategien und Projekten, die zur Reduktion von Emissionen wie Kohlendioxid im gesamten Stadtgebiet beitragen sollen. Diese wurden gemeinsam mit lokalen Akteuren in einem dialogorientierten Prozess entwickelt und betreffen planerisches, unternehmerisches sowie privates Handeln auf unterschiedlichsten Ebenen. Die Projektideen werden fortlaufend weiterentwickelt und ergänzt. In der jährlichen Nachverfolgung der Projekte werden deren Umsetzungsstand und die erreichte Reduzierung von CO2-Emissionen und Energieverbrauch betrachtet.
Geht die Förderung des Radverkehrs zu Lasten des Autoverkehrs?
Bislang wurde der Autoverkehr in der Stadt gegenüber den anderen Verkehrsarten deutlich begünstigt. Im Verkehrsentwicklungsplan werden alle Verkehrsmittel gleichermaßen berücksichtigt. Mit dem Ziel, die Luftqualität weiter zu steigern und Lärm weiter zu verringern, wird der Autoverkehr kritisch hinterfragt. Durch einzelne Maßnahmen zur Förderung des Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehrs (zum Beispiel vermehrte Mittelinseln oder Fußgängerampeln, Radfahrstreifen auf der Fahrbahn) können sich lokal auch einzelne Einschränkungen im Autoverkehr ergeben, allerdings wird dies im Einzelfall auch unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit und der guten Abwicklung des Verkehrsflusses vorgenommen. Das Radverkehrskonzept konkretisiert die Maßnahmen des VEP in Bezug auf den Radverkehr.
Wie soll eine Verdopplung des Fahrradverkehrs erreicht werden?
Ein durchgehendes, sicheres und attraktives Radwegenetzes ist die Grundvoraussetzung für eine häufigere Nutzung des Fahrrades. Das Radverkehrskonzept enthält diesbezüglich viele konkrete Maßnahmen und Ansätze.
Nicht zu vergessen sind auch die allgemeine gesellschaftliche Trend, mehr mit dem Fahrrad zu fahren sowie die zunehmende Verbreitung von elektrisch unterstützten Fahrrädern, sogenannten Pedelecs oder E-Bikes, die das Radfahren vor allem in topografisch aktiven Städten wie Kassel erleichtern.
Ergibt es angesichts begrenzter finanzieller Ressourcen von Stadt, Land und Bund überhaupt Sinn, so viele Maßnahmen zu planen?
Das Radverkehrskonzept umfasst ein breites Spektrum an Maßnahmen und beinhaltet sowohl kostengünstige als auch kostenaufwändige Maßnahmen. Einige Maßnahmen können im Rahmen ohnehin anstehender Erneuerung oder Instandhaltung umgesetzt werden. Zudem ist es häufig sinnvoll, Maßnahmenvorschläge "in der Tasche zu haben", wenn zum Beispiel kurzfristig Fördermittel des Landes oder des Bundes bereitgestellt werden.
Die im RVK vorgeschlagenen Maßnahmen werden einem umfangreichen Bewertungsprozess unterzogen, bei dem die jeweiligen Kosten und Wirkungen entsprechend der Zielsetzungen in Bezug gesetzt werden. Es werden somit nur diejenigen Maßnahmen berücksichtigt, die im Verhältnis zu ihren Kosten einen positiven Beitrag zu den Zielen des RVK leisten können.
Was ist ein Lückenschluss?
Ein Lückenschluss stellt den Anschluss zwischen zwei bestehenden Radverbindungen dar.
Was sind Strecken?
Der Begriff Strecke bezeichnet im Kontext des Radverkehrskonzeptes einen definierten Abschnitt im Radwegenetz. Dieser Abschnitt ist nicht automatisch mit einer kompletten Straße gleichzustellen, sondern orientiert sich an Gegebenheiten wie einer Veränderung des Straßenraumes oder anderen Zwangspunkten.
Was sind Knoten?
Ein Knoten bezeichnet eine Kreuzung oder Einmündung im öffentlichen Straßenraum.
Was ist eine Potentialanalyse?
Eine Potentialanalyse stellt die Potentiale dar. Im RVK geht es hierbei um die Potentiale des Radverkehrs, der Nutzer und um Wirkungen der Maßnahmen.
Was versteht man unter Serviceleistungen?
Unter Serviceleistungen versteht man weitergehende Angebote zum Beispiel Fahrrad-Parken, Ladestationen für Pedelecs und E-Bikes oder auch Stationen mit Werkzeug oder Luftpumpen.