Das Glas der Vernunft

Der Kasseler Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ wird jährlich an Personen oder Institutionen verliehen, die mit ihrem Wirken den Idealen der Aufklärung in besonderer Weise dienen.

Carolin Emcke wird 2024 mit dem Preis geehrt

In diesem Jahr wird zum 33. Mal der Preis „Das Glas der Vernunft“ verliehen. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung der Kasseler Bürgerschaft geht an die Autorin und Publizistin Dr. Carolin Emcke. Die Preisträgerin hat sich in ihrem gesamten Werk, in den Büchern, Essays und Reportagen den Fragen von Gewalt und Entrechtung zugewandt.

Über Carolin Emcke
Carolin Emcke war von 1998 bis 2014 als Reporterin in Krisengebieten unterwegs. Für die promovierte Philosophin ist Zeugenschaft von Krieg und Gewalt nie nur bloße Wahrheitsfindung, sondern immer auch verbunden mit dem Versuch, den Opfern von Gewalt ein Gegenüber zu sein, das sie wieder als Menschen anerkennt. 2016 wurde sie für ihr Werk mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Sie erhielt zahlreiche weitere Preise. Emcke ist seit 2014 als freie Publizistin tätig, unter anderem als Kolumnistin der „Süddeutschen Zeitung“. Mitte Januar dieses Jahres formulierte sie dort, dass es an der Zeit sei, eine zentrale Frage zu stellen: „Wer wollen wir sein? Wollen wir zu denen gehören, die einen Beitrag dazu leisten, dass wir als Gesellschaft lernen, dass wir uns entwickeln und dadurch bestehen? Oder wollen wir zu denen gehören, die blockieren und beschädigen?“

Begründung der Findungskommission
Vorstand und Kuratorium des Preises ehren Carolin Emcke dafür, wie sie mit analytischer Klarheit das Rückgrat der Demokratie stärkt und als Künstlerin des Innehaltens der Empathie ihren Raum gibt. Sie zeige, wie die Ideale der Aufklärung in Zeiten multipler Krisen tragfähig blieben. Emcke plädiert für eine Gesellschaft, in der wir uns nicht ähnlich sein müssen, in der wir verschieden sein dürfen, ohne uns die Menschlichkeit abzusprechen.

Gegenseitige Achtung eingefordert
Respekt sei immer zumutbar; es gelte, den Austausch mit anderen in gegenseitiger Achtung zu bestehen. Das sei eine entscheidende Grundlage der Demokratie. Carolin Emcke weise aber auch aus, wie es uns gelingen kann, Hass und Gewalt als Unrecht aufzudecken und Strukturen zu erkennen, die Menschenverachtung schüren.

Der Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ wird am Sonntag, 29. September 2024 um 11.30 Uhr im Opernhaus des Staatstheaters Kassel an Carolin Emcke übergeben. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, wird auf Wunsch von Frau Emcke eine Festrede zum Thema Menschenwürde und Recht halten. Laudator ist Martin Saar, der das publizistisches Schaffen von Carolin Emcke eng begleitet hat. Informationen zur Kartenvergabe finden Sie hier ab Mitte Juni.

Der Kasseler Bürgerpreis - Hintergrund

Kasseler Bürgerinnen und Bürger haben 1990 den Kasseler Bürgerpreis "DAS GLAS DER VERNUNFT" gestiftet. Anlass war die Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 und die damit verbundene Zusammenführung der geschichtlich und kulturell eng verbund­enen Regionen Nordhessen und West-Thüringen.

Die Auszeichnung wird seit 1991 jährlich an Personen oder Institutionen vergeben, die sich in besonderer Weise um die Überwindung ideologischer Schranken, Vernunft und Toleranz gegenüber Andersdenkenden verdient machen. Zusätzlich zum Preisgeld, das von Kasseler Bürgerinnen und Bürgern finanziert wird, erhält der Preisträger eine vom Kasseler Kunstprofessor Karl Oskar Blase gestaltete Skulptur. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.