Die Mobile Jugendarbeit Freestreet ist…
- ein Kooperationsprojekt zwischen der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Kassel und dem freien Träger Freestyle gGmbH
- Jugendstreetwork, mobil auf Kassels Straßen unterwegs für Jugendliche und junge Erwachsene.
- Bedingungslose Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner ohne Voranforderungen; Hilfe und Unterstützung vor Ort, für Themen, Wünschen und Probleme junger Menschen.
- Lobbyist für eine gleichberechtigte Teilhabe junger Menschen am Öffentlichen Raum
- Support für Straßen‐Jugendkultur
- Ansprechpartner für Strategien zur Gestaltung und Nutzung öffentlicher Plätze
- Forschende für Trends und Entwicklungen, Lebenswelten und Interessen Jugendlicher
Die Straße gehört uns allen. Sie ist ein Lebens– und Lernort und soll es auch bleiben. Jugendliche im Stadtbild machen die Welt bunter und lebendiger.
Das machen wir / Arbeitsweise der Mobilen Jugendarbeit
Aufsuchende Arbeit
Im Zentrum der Mobilen Jugendarbeit steht das kontinuierliche und gezielte Aufsuchen junger Menschen im öffentlichen Raum, um Kontakt herzustellen, aufrechtzuerhalten und Einblicke in ihre Lebenswelten sowie den Sozialraum zu gewinnen und die Kenntnis des sozialräumlichen Hilfenetzwerks zu erweitern.
Die Fachkräfte treten in einer bewussten Gastrolle in die verschiedenen Lebenswelten der jungen Menschen ein, um diese aus ihrer Perspektive kennenzulernen und das soziale Umfeld zu erfassen, das gegebenenfalls in die Arbeit einbezogen werden kann. Ziel ist der Aufbau einer tragfähigen, auf Vertrauen basierenden Arbeitsbeziehung. Durch die aufsuchende Arbeit werden zudem Defizite in sozialen Strukturen und infrastrukturelle Mängel sichtbar gemacht und thematisiert.
Sozialräumliche Arbeit
Mobile Jugendarbeit verbessern die Lebensbedingungen junger Menschen im Gemeinwesen, indem sie sich einmischen, Lobbyarbeit betreiben und soziale Räume gestalten. Sie transportieren die Anliegen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an relevante Stellen, aktivieren Ressourcen und fördern Vernetzung, um Benachteiligungen abzubauen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Durch Gespräche, Aktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit setzen sie Impulse für strukturelle Veränderungen und ein solidarisches Miteinander. Im Sinne der Sozialraumorientierung nutzen und erweitern sie nicht nur die Ressourcen der Jugendlichen, sondern auch die ihres Umfelds. Dafür werden sie kommunalpolitisch aktiv und vertreten die Interessen junger für eine gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Raum.
Gruppenarbeit
Gruppenarbeit in der Mobilen Jugendarbeit nutzt Peergroups als zentrale Sozialisationsinstanz und stärkt deren unterstützende Funktion im Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenleben. Ziel ist es, soziale, strukturelle und emotionale Ressourcen zu erschließen, Selbstorganisation zu fördern und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Dafür initiiert Mobile Jugendarbeit niedrigschwellige, lebensweltbezogene Projekte und Bildungsangebote, die an den Interessen der Gruppen ansetzen. Die Jugendlichen werden dabei in der Gestaltung eigener Lebensräume, der Organisation von Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen sowie in der Entwicklung sozialer Kompetenzen begleitet. Ergänzend dient Gruppenberatung dazu, Gruppenprozesse zu unterstützen und präventiv zu wirken.
Einzelfallarbeit
Die Mobile Jugendarbeit unterstützt junge Menschen in individuellen Bewältigungsaufgaben und setzt dabei auf die Aktivierung ihrer Ressourcen. Einzelfallarbeit erfolgt ausschließlich auf Wunsch der Jugendlichen und nicht auf externe Beauftragung.
Da der Unterstützung keine Bedingungen vorausgehen, kann die Mobile Jugendarbeit für einige junge Menschen die letzte verbleibende Ansprechperson sein. Gespräche und Beratungen sind vertraulich und thematisch so vielfältig wie die Lebensrealitäten der Jugendlichen und reichen von Freizeitgestaltung über Arbeitssuche, Zukunftsplanung und Identitätsfragen bis hin zu Suchtprävention oder Behördengängen.
Notwendig ist dafür vorausgegangene Beziehungsarbeit, unabhängig von akuten Problemlagen. Mobile Jugendarbeit fungiert als Brücke zum Hilfesystem und unterstützt junge Menschen dabei, passende Angebote wahrzunehmen. Durch vertrauensvolle Begleitung und umfassende Beratung werden Schwellenängste abgebaut, Unsicherheiten reduziert und weiterführende Unterstützung leichter zugänglich gemacht. Dafür steht Mobiler Jugendarbeit ein breites Netzwerk zur Verfügung, an das junge Menschen je nach Bedarf vermittelt werden.
Daran halten wir uns / Arbeitsprinzipien der Mobilen Jugendarbeit
Akzeptanz / Wertschätzung
Die Mobile Jugendarbeit arbeitet mit einer offenen, akzeptierenden Arbeitsweise, die die Lebensweisen, Vorstellungen, Strategien und Konstruktionen der Menschen respektiert und sie als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt wertschätzt. Die jungen Menschen werden als Personen in ihrer Gesamtheit vorurteilsbewusst angenommen. Daher stehen Angebote von Streetwork und Mobiler Jugendarbeit grundsätzlich allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen (von 13 bis 27 Jahren) offen. Dies wird als Ausgangspunkt für eine gemeinsame Reflexion der Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf die jeweilige Lebenslage gesehen.
Freiwilligkeit
Die Kontaktaufnahme, die Dauer und die Intensität des Kontaktes werden von den Jugendlichen entschieden. Gleichwohl unterbreitet die Mobile Jugendarbeit wiederkehrende Kontaktangebote.
Niedrigschwelligkeit
An den Kontakt mit der Mobilen Jugendarbeit werden grundsätzlich keine Vorbedingungen gestellt. Sonstige Hürden werden abgebaut, um einen möglichst unkomplizierten, niedrigschwelligen Kontakt zu ermöglichen. Es werden sowohl persönliche, als auch digitale Kontaktmöglichkeiten geboten.
Flexibilität & Mobilität
Zeiten, Orte, Angebote und Methoden werden flexibel und ergebnisoffen auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt. Durch die aufsuchende Arbeit kommt die Mobile Jugendarbeit zu den Jugendlichen in den Sozialraum.
Partizipation
Partizipation ist ein durchgängiges Arbeitsprinzip. Die jungen Menschen werden ermutigt, ihre Themen und Bedarfslagen eigenständig anzugehen, Handlungsschritte zu erkennen und zu vollziehen. Dabei haben die Fachkräfte stets eine begleitende anstatt einer leitenden Funktion. Die Befähigung der jungen Menschen zur Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozessen ist dabei handlungsleitend.
Vertraulichkeit, Verschwiegenheit und Anonymität
Die Mobile Jugendarbeit tritt für einen uneingeschränkten Vertrauensschutz ein. Ohne Zustimmung der jungen Menschen geben sie keine personenbezogenen Informationen an Andere weiter und nehmen keine Aufträge an. Bei akuter Selbst- und Fremdgefährdung intervenieren die Mitarbeitende in Notfall auch ohne Zustimmung der jungen Menschen, um das Wohl der Gefährdeten zu schützen (siehe Kindeswohlgefährdung §8a SGB VIII).
Transkulturalität
Transkulturalität geht davon aus, dass moderne Kulturen sich nicht scharf voneinander abgrenzen lassen. Sie durchdringen einander, ihre Übergänge sind fließend und sie entwickeln sich permanent weiter. In diesem Sinne lassen sich Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Menschen entdecken, unabhängig von Herkunft, kultureller Prägung oder gesellschaftlicher Zuschreibungen. Die kommunikative Aufgabe von Streetwork und Mobiler Jugendarbeit ist es, zunächst nach Gemeinsamkeiten zu suchen, die eine Verständigung ermöglichen. Hierzu sind ständige Selbstreflexion und Weiterbildungen im Teamkontext notwendig.
Diversitäts- und Gendersensibilität
Das Konzept der Diversität betont die Unterschiede gruppenbezogener oder individueller Merkmale, fordert gleichzeitig aber auch ihre Anerkennung. Diversität zielt somit auf die Herstellung der Chancengleichheit für Menschen, die durch gruppenbezogene oder individuelle Merkmale benachteiligt werden. Für die Arbeit von Streetwork und Mobiler Jugendarbeit ist Diversität somit sowohl Querschnittsaufgabe als auch Haltung der Mitarbeitenden. Ziele sind die Anerkennung von Unterschieden und der Schutz vor Diskriminierung.
Mobile Jugendarbeit versteht Gender, das soziale Geschlecht, sowie die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse nicht als natürlich gegeben, sondern als sozial konstruiert. Die Fachkräfte unterstützen die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit und damit den Abbau von sozialer Ungleichheit und Diskriminierung.
Parteilichkeit
SW/MJA arbeitet grundsätzlich anwaltschaftlich im Sinne ihrer Jugendlichen und schafft ihnen eine Lobby. Die Fachkräfte nehmen eine Haltung der Loyalität gegenüber ihren Jugendlichen und jungen Menschen ein und vermitteln gegebenenfalls gegenüber anderen Personen- und Interessengruppen.
Verbindlichkeit & Kontinuität
Die Arbeitsgrundlage der Mobilen Jugendarbeit stellen tragfähige und belastbare Beziehungen zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sowie den Gruppen in denen sie interagieren dar. Um diese zu ermöglichen agiert die Mobile Jugendarbeit über längere Zeiträume und sucht bekannte Treffpunkte regelmäßig auf und unterbreitet wiederholt Kontaktangebote.
Qualitätssicherung
Qualitätssicherung in der Mobilen Jugendarbeit wird durch ständige Zielüberprüfung und Anpassung eine bedarfsorientierte Unterstützung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gewährleistet. Dies erfordert eine fortlaufende Weiterbildung des Teams. Mittels regelmäßiger Evaluationsmethoden und Feedback werden Ansätze und Methoden stetig optimiert. Ein breitgefächerter Fachdiskurs, eindeutige ethische Leitlinien und festgelegte Qualitätsmaßstäbe prägen die professionelle Ausrichtung. Begleitende Supervisionen fördern Reflexion und Fachkompetenz.
Rollenklarheit
Die Mitarbeitenden sind sich ihrer beruflichen Rolle als professionelle Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter und Gäste in den Lebenswelten der jungen Menschen bewusst und wahren ein angemessenes Verhältnis aus notwendiger Nähe und professioneller Distanz. Sie machen ihre Rolle und Funktion den Jugendlichen und jungen Erwachsenen unmittelbar transparent. Dabei liegt Verantwortung der entsprechenden Grenzziehungen bei den Fachkräften. Die Mobile Jugendarbeit hält sich zudem an die Grundsätze und Regeln des erarbeiteten Schutzkonzeptes und minimiert durch festgelegte Standards und strukturelle Bedingungen die Wahrscheinlichkeit eines Rollenmissbrauchs.
Dabei können wir unterstützen
Vertraulicher Ansprechpartner ohne Vorbedingung
Du kannst jederzeit mit uns ins Gespräch kommen. Wir begegnen dir akzeptierend, ohne Vorbedingung und auf Augenhöhe. Wir helfen dir dabei deine Themen zu sortieren und zu klären, was der richtige Umgangsweg damit sein könnte. Da wir über ein breites Kontaktnetzwerk verfügen, begleiten wir dich – wenn du magst – gerne auch zu Behördengängen oder Expertinnen und Experten verschiedener Themen. Wir handeln nur mit deinem Einverständnis. Da wir der Schweigepflicht unterliegen, bleiben vertraulichen Informationen bei uns und werden nicht weitergegeben! Wir freuen uns, wenn du uns kontaktierst und helfen dir gern bei deinen persönlichen Anliegen.
Beispiele könnten sein:
- Zukunftsplanung und Perspektiven:
Wenn du dir Gedanken über deine Zukunft machst, helfen wir dir dabei, Perspektiven zu entwickeln. Wir unterstützen dich bei der Planung von Schritten, die dich deinen Zielen näherbringen. - Hilfe bei sozialen Anliegen:
Ob es um Streitigkeiten in der Familie, Probleme mit Gleichaltrigen oder andere soziale Anliegen geht – wir hören dir zu, bieten Unterstützung an und vermitteln bei Bedarf zu spezialisierten Einrichtungen. - Unterstützung in Schule und Beruf:
Wenn du Fragen zur Schule, Ausbildung oder Arbeit hast, stehen wir dir mit Rat und Tat zur Seite. Wir helfen dir bei der Suche nach Informationen, Möglichkeiten und begleiten dich auf dem Weg zu deinen Zielen. - Bewältigung von Sucht und Drogen:
Wenn du Fragen zum Thema Sucht und Drogen hast oder dich in einer schwierigen Situation befindest, kannst du auf uns zählen. Wir bieten Informationen, Beratung und begleiten dich auf dem Weg zur Bewältigung. - Unterstützung bei Identitätsfindung:
Die Erkundung der eigenen Identität (sowie Geschlechtsidentität) ist ein wichtiger, aber herausfordernder Aspekt der persönlichen Entwicklung. Wir bieten einen sicheren Raum und unterstützen mit vertraulichen Gesprächen auf deinem Weg zur Selbstakzeptanz und -erkundung. Auf Wunsch begleiten wir dich zu anderen spezialisierten Fachstellen.
Gemeinsame Gruppenaktionen
Wir fördern das Miteinander in Gruppen. Zusammen mit euch können wir Aktivitäten planen und durchführen, die Spaß machen und den Zusammenhalt stärken. In Konfliktsituationen können wir zwischen Gruppen(mitgliedern) vermitteln. Meldet euch gerne bei uns, wenn ihr bei einem Anliegen unsere Unterstützung braucht.
Gestaltungswünsche für den öffentlichen Raum / Suche nach Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum
Unserer Meinung nach gehören Jugendliche in die Mitte der Gesellschaft. Dementsprechend muss der öffentliche Raum (Parks, Straßen und Plätze) auch jugendgerecht gestaltet werden. Immer wieder erleben wir, dass Jugendliche von einem Ort zum nächsten verscheucht werden und Anwohnende oder andere Nutzendengruppen sie verdrängen. Wir stehen auf eurer Seite, suchen nach neuen Räumen und vermitteln in Konflikten.
Mitwirkung im Stadtteilgeschehen
Deine Meinung zählt! Wir unterstützen dich dabei, deine Stimme zu erheben und an Entscheidungen in deinem Stadtteil teilzunehmen. Gemeinsam setzen wir uns für deine Interessen ein.
Das machen wir nicht
Wir führen keine ordnungspolitischen Aufträge aus
Anders als die Polizei oder das Ordnungsamt führen wir keine ordnungspolitischen Aufträge aus. Wir sind weder dafür zuständig, Jugendliche zu verscheuchen, sie zur Ruhe zu bewegen noch an ihrer Normkonformität zu arbeiten. Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Probleme (und Themen), welche die Jugendlichen haben und nicht die Probleme, die Jugendliche (aus Sicht der Erwachsen) machen. Der respektvolle Umgang mit der Lebenswelt Jugendlicher, welcher ihre Anliegen ernst nimmt, führt dabei auf lange Sicht eher zur Integration in die Gesellschaft, als die Konfrontation mit fertigen Vorstellungen eines „richtigen“ Verhaltens oder die Sanktionierung „abweichenden“ Verhaltens. Die Mobile Jugendarbeit agiert mit dem Verständnis, dass sie diesen Vorstellungen oftmals aus individuellen oder strukturellen Gründen gar nicht nachkommen können. Dieses Ernstnehmen und Wertschätzen der Lebenswelt jedes einzelnen Jugendlichen bildet die professionelle Grundlage unserer Arbeit.
Wir geben keine vertraulichen Daten heraus
Bitte sehen Sie von Anfragen bezüglich der Daten oder des Aufenthalts einzelner Jugendlicher oder Jugendgruppen ab. Nach § 203 StGB unterliegen wir als staatlich anerkannte Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Schweigepflicht, in welche bereits die Information fällt, dass ein Kontakt zu jeweiligen Jugendlichen stattgefunden hat.