Nachhaltige Weiterentwicklung des Gewerbegebiets Kassel Waldau-West

Die Flächen im Gewerbegebiet Waldau-West nachhaltig für Nutzungen zu sichern und zugleich den besonderen, grüngeprägten Charakter dieses Gebietes zu erhalten - das ist das Ziel des Projektes, das mit Bundesmitteln gefördert wird.

Gefördert im Rahmen des Forschungsprogramms ‚Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)‘ - ein Programm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

1. Standort Waldau-West

Das rund 135 Hektar umfassende Gewerbegebiet Waldau-West entstand zum Ende der 1970er Jahre auf dem Gelände des im Südosten der Stadt gelegenen ehemaligen Flugplatzes und ist damit der älteste Teil des insgesamt 230 Hektar großen Industrieparks Kassel-Waldau. In den folgenden Jahren siedelten sich sukzessive zahlreiche Unternehmen an, darunter auch solche, die bereits in der Stadt ansässig waren, denen jedoch an ihren bisherigen Standorten die Möglichkeiten zur Erweiterung fehlten.

Waldau-West 1974
Waldau-West 2013

Die günstige Erreichbarkeit war und ist ein maßgeblicher Faktor für den Erfolg des Industrieparks Waldau, der zwischen den Autobahnen A7, A44 und A49 liegt und zudem über eine gute Anbindung an das Schienennetz durch das nahe gelegene Güterverkehrszentrum verfügt. Heute sind in Waldau-West mehr als 200 Betriebe mit mehr als 4.000 Beschäftigten ansässig, von denen gut ein Drittel in Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes, ein Fünftel im Großhandel sowie jeweils etwa 15 % im Logistik- sowie im Dienstleistungsbereich tätig sind.

2. Das Projekt

Ein großer Teil der in den 1970er- und 1980er-Jahren im Gebiet errichteten Betriebsstätten wird auch heute noch - teilweise sogar von den ersten Beziehern - genutzt. Auch aufgrund des Baualters entsprechen die betreffenden Gebäude häufig in mehrfacher Hinsicht - etwa zum Ressourcenverbrauch, Zuschnitt, baulichen Zustand, Erscheinungsbild oder zur Erschließung - nicht mehr den Anforderungen moderner Gewerbebetriebe. In der Vergangenheit kam es im Gebiet zu einigen Betriebsaufgaben und Betriebsverlagerungen mit der Folge von Leerständen und zunehmenden Nachfragen von nicht standortadäquaten Nachnutzungen, was als erster Hinweis auf Steuerungsnotwendigkeiten zur zukünftigen Gebietsentwicklung gesehen werden kann. Um die vorhandene gewerblich-industrielle Standortnutzung planungsrechtlich und damit langfristig zu sichern, hat die Stadtverordnetenversammlung am 23.01.2017 für das Gebiet zwischen Werner-Heisenberg-Straße und Marie-Curie-Straße die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen.

Weitere Herausforderungen für die nachhaltige Entwicklung des Gebietes bestehen zum Beispiel im Hinblick auf die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Infrastruktur, den Versiegelungsgrad und die damit verbundene Überwärmung. 

Vor diesem Hintergrund hat sich das Stadtplanungsamt der Stadt Kassel an der Ausschreibung "ExWoSt-Nachhaltige Weiterentwicklung von Gewerbegebieten" des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit beteiligt und erhielt Ende 2015 den Zuschlag als eines von bundesweit neun Modellvorhaben. Das Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Region Kassel durchgeführt wird, zielt auf eine Stärkung und nachhaltige Weiterentwicklung des Standorts. Zu den zentralen Projektbausteinen zählen ein Gebietsmanagement, die Durchführung von themenbezogenen Workshops und Fachveranstaltungen sowie die Initiierung und Begleitung von Pilotmaßnahmen in enger Zusammenarbeit mit den ansässigen Unternehmen. Weiterhin sollen Rahmenvorgaben für die beabsichtigte Aufstellung eines Bebauungsplans erarbeitet werden. Dieser Plan soll dazu beitragen, die Flächen im Gewerbegebiet Waldau-West nachhaltig für Nutzungen zu sichern, die auf einen Gewerbegebietsstandort angewiesen sind, und zugleich den besonderen, grüngeprägten Charakter dieses Gebietes zu erhalten.

Durch die Partizipation am Bundesprojekt wird eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere gewerbliche Standorte in Kassel angestrebt. Zugleich können durch den Austausch mit den anderen Modellstandorten die dort gegebenenfalls vorhandenen Erkenntnisse für Kassel verfügbar gemacht werden.

Das Projekt ordnet sich ein in eine Reihe anderer in der Stadt Kassel laufender Aktivitäten - etwa zu den Themen Klimaschutz und Innenentwicklung.

3. Auftaktveranstaltung

Die Auftaktveranstaltung des Projekts fand am 30.11.2016 in der Werkakademie des BZ Bildungszentrums Kassel statt. Die rund 40 Teilnehmenden, darunter zahlreiche Vertreter von ansässigen Unternehmen, Stadtbaurat Christof Nolda sowie der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Kassel Kai Lorenz Wittrock, wurden nach einer Führung durch die Gastgeberin Frau Dr. Ute Urbon zunächst über Stand und Zielsetzung des Projekts informiert. Um möglichst schnell zu konkreten Ergebnissen zu kommen diskutierten die Teilnehmenden in kleinen Gruppen die Themen, die sich in den vorgeschalteten Interviews als wichtig herausgestellt hatten. Unter den Überschriften "Infrastruktur", "nachhaltige Entwicklung" sowie "Vision" wurden konkrete Themenschwerpunkte identifiziert und sechzehn Projektansätze als Basis für die weitere Arbeit herausgearbeitet:

  • Im Bereich der Infrastruktur wurden die Prioritäten auf die Breitbandversorgung, die Erreichbarkeit nicht nur mit dem Auto, die Objektsicherung sowie das LKW-Parken gelegt. Diskutiert wurden auch die Möglichkeiten einer Verbesserung der Informationen zur Fernwärme. 
  • Unter dem Thema Nachhaltigkeit wurden insbesondere die Themen Energieeinsparung, Elektromobilität sowie die planerische Sicherung des Standorts in den Focus genommen.
  • Als langfristige Vision für Waldau West soll das Profil als grüner und gleichzeitig produktionsorientierter Standort gestärkt werden. Von größter Wichtigkeit sind für die Unternehmen zudem die weitere gute Zusammenarbeit, der Austausch sowie die Kommunikation miteinander. Auch eine Verbesserung der Orientierung innerhalb des Gebiets wird angestrebt

4. Über ExWoSt

Die Abkürzung ExWoSt steht für "Experimenteller Wohnungs- und Städtebau" und bezeichnet ein langjähriges Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es beinhaltet unterschiedliche Forschungsfelder zu wichtigen städtebaulichen und wohnungspolitischen Themen. Aus den Erfahrungen sollen Hinweise für die Weiterentwicklung der Städtebau- und Wohnungspolitik abgeleitet und der Wissenstransfer unterstützt werden.

Ein Teilprojekt des Programms ist das Forschungsfeld "Nachhaltige Weiterentwicklung von Gewerbegebieten", in dem der Standort Kassel Waldau-West als Modellvorhaben gefördert und begleitet wird. Bei allen neun Modellvorhaben handelt es sich um Gewerbegebiete aus den 1960er bis 1980er Jahren, die spezifische Problemlagen aufweisen und einer Neupositionierung bzw. Aktivierung bedürfen. Dabei sollen bis Ende 2018 öffentliche und betriebliche Maßnahmen gebietsbezogen und synergieorientiert zusammengeführt werden und neue Konzepte, Maßnahmen, Instrumente und Verfahren entwickelt, erprobt und wissenschaftlich ausgewertet werden. Die Erkenntnisse sollen dann auch an anderen Gewerbestandorten für eine nachhaltige Weiterentwicklung genutzt werden. Das Forschungsprogramm "ExWoSt" wird im Auftrag des Ministeriums vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut.

Gefördert im Rahmen des Forschungsprogramms ‚Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)‘ - ein Programm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

Förderkennzeichen: 31E1410008