Sammlung

Was wäre das Stadtmuseum Kassel ohne seine Sammlung? Ein Museum lebt von seinen Objekten – präsentiert in der Dauerausstellung und den Sonderausstellungen oder sicher verwahrt im Depot. Die große Zahl an kleineren und größeren Objekten und deren Bandbreite macht es unmöglich, alles auszustellen.

Die Sammlungsgegenstände stammen aus mehreren Jahrhunderten, größtenteils aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Unter den Gemälden und Grafiken befinden sich Porträts und Stillleben bis hin zu Kasseler Stadtansichten. Das Spektrum bei den Fotografien reicht von privaten Aufnahmen von bekannten Kasselerinnen und Kasselern bis hin zu Auftragsarbeiten von namhaften Kasseler Fotografinnen und Fotografen, die das Geschehen in Kassel mit ihrer Kamera festgehalten haben. Die Alltagsobjekte sind so vielfältig wie der Alltag selbst: So verfügt das Stadtmuseum bereits über umfangreiche Bestände zu Haushaltsgeräten, Möbeln und Spielzeug. Das Museum sammelt auch Textilien wie Alltags- und Abendkleidung, Fahnen und textile Accessoires, z. B. Hüte. Bewahrt werden außerdem private oder geschäftliche Korrespondenzen bedeutender Kasseler Bürgerinnen und Bürger und weiteres Sammlungsgut wie Kulturprogramme, Plakate und Prospekte. 

Unter „Einblicke in die Sammlung“ bieten wir Ihnen einen beispielhaften Eindruck in die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums.

Einblicke in die Sammlung

„Rührfix“

Der „Rührfix“ ist ein frühes Modell von multifunktionalen, handbetriebenen Küchengeräten – und eine Erfindung aus Kassel. Der 1-Liter-Messbecher aus Glas oder Kunststoff enthält zwei Metallquirle, eine Zitronenpresse, eine Handkurbel sowie einen Dotterfänger. Laut der Werbebroschüre zum „Original Rührfix“ (um 1950) war er zur Zubereitung von Süßspeisen wie Buttercreme und herzhaften Gerichten wie Eierspeisen gedacht. Bereits in den 1930er Jahren hatte der Kasseler Ingenieur August Heinzerling (1899 – 1989) das Patent für dieses Produkt erhalten. Ab den 1970er Jahren lösten neue elektronische Geräte diese manuelle Küchenhilfe ab. Im Jahr 2004 erfuhr der „Rührfix“ durch das Unternehmen Manufactum ein Revival.


Porträt von Philipp Scheidemann

Dieser Druck ist ein seltenes Bildnis des ehemaligen Kasseler Oberbürgermeisters Philipp Scheidemann (1865 – 1939). Der Sozialdemokrat, der durch seine Ausrufung der Republik am 9. November 1918 in die Geschichte einging, war von 1920 bis 1925 Oberbürgermeister der Stadt Kassel. Bis zu diesem politischen Posten war er jahrelang als Chefredakteur des „Volksblatts“, einer sozialdemokratischen Tageszeitung, tätig und verfasste dort ab 1905 immer sonntags unter dem Pseudonym "Henner Piffendeckel" die "Mundartlichen Geschichderchen". Der Künstler dieses Drucks ist Emil Stumpp (1886 – 1941). Er war ein berühmter Pressezeichner der Weimarer Republik. Der Autodidakt begann seine Karriere erst mit 38 Jahren und starb bereits im Alter von 55 Jahren in "Schutzhaft", nachdem er Kritik an der deutschen NS-Kriegspropaganda übte. Bis zu seinem Tod zeichnete er rund 20.000 Porträts von Künstler*innen, Sportler*innen und Politiker*innen im In- und Ausland. 1925 fertigte er diese Lithographie von Philipp Scheidemann an. 


Firmenschild des Kasseler Unternehmens „Sigurd“

Die Firma Sigurd GmbH wurde 1919 von dem jüdischen Kaufmann Kurt Maybaum (1884 – 1936) im Kasseler Stadtteil Bettenhausen gegründet. Das Unternehmen war ein breit aufgestellter Versandhandel, der spätestens ab 1926 seinen Hauptumsatz mit selbstproduzierten Fahrrädern machte. In einer Zeit, in der Automobile nur für verhältnismäßig wenige Menschen erschwinglich waren, wurde der Verkaufsschlager aus Kassel in die ganze Welt exportiert. Die Firma existierte bis in die 1970er Jahre hinein.


Sonderblatt Dr. Walter Lübcke

Dr. Walter Lübcke (1953 – 2019), von 2009 bis 2019 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Kassel, setzte sich mit Nachdruck für Toleranz und gegen Rassismus ein. Am 2. Juni 2019 wurde er wegen seines Engagements auf der Terrasse seines Hauses erschossen. 2020 brachte das Kasseler Regierungspräsidium in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Finanzen und der Deutschen Post AG die Briefmarke für zwei Euro und das Sonderblatt für fünf Euro heraus. Von den Einnahmen soll ein Kunstwerk entstehen, das an Dr. Lübcke erinnern und als Zeichen gegen Diskriminierung stehen soll. Wie bei Sondermarken üblich gab es eine begrenzte Auflage, hier von 12.000 Stück.


Gemälde von der Bädergasse

Die Bädergasse befand sich in der Kasseler Unterneustadt. Dieser Stadtteil lag, durch die Fulda getrennt, gegenüber der ursprünglichen Kasseler Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört wurde. Im Vordergrund ist das Wirtshausschild „Schöfferhof Bräu“ zu sehen. Die Schöfferhof-Brauerei, gelegen an der Rothenditmolder Brücke, war die Kasseler Braustätte der überregional agierenden Herkulesbrauerei AG. Sie eröffnete mehrere Niederlassungen in Kassel. Das heute noch bekannte „Schöfferhofer Weizen“ ist das letzte Überbleibsel aus der Kasseler Bierherstellung. 1999 wurde die Produktion der letzten Kasseler Biermarke nach Frankfurt am Main verlagert. Dieses Ölgemälde erlaubt einen Blick über die Fulda zur Kasseler Brüderkirche. Es wurde im Jahr 2021 frisch restauriert. 


Narrenkappe

Karneval hat in Kassel Tradition – dafür steht auch die Narrenkappe, ein Zugehörigkeitssymbol zum jeweiligen Karnevalsverein oder seiner Dachorganisation. Diese Kappen tragen nicht nur Vereinsmitglieder, sondern auch Personen des öffentlichen Lebens, die sich dem Karneval verbunden zeigen, nicht zuletzt durch finanzielle Spenden. Sie können dadurch zum so genannten „Ehrensenator“ ernannt werden. Diese Kappe stammt – wie das Wappen verrät - von der Gemeinschaft Kasseler Karnevalsvereine e. V. (GKK), einem Zusammenschluss der acht Kasseler Karnevalsvereine. Getragen hat sie ein ehemaliger Stadtverordneter, der wie einige andere Kasseler Größen den „Ehrensenator“-Titel erhielt.


Fotografie von der BUGA-Lok 1955

Vom 29. April bis 16. Oktober 1955 fand die Bundesgartenschau (BUGA) in der Karlsaue in Kassel statt. Durch dieses BUGA-Gelände fuhren Bahnen, die von der Kasseler Firma Henschel & Sohn produziert wurde. Drei Feldbahnlokomotiven aus ihrem Programm wurden für die BUGA zur Verfügung gestellt. Sie trugen die Namen Hänsel, Grete und Hexe. Touristen und Einheimische hatten so die Möglichkeit, sich die Schau von der Bahn aus anzusehen.


Sind Sie neugierig geworden?

Hier finden Sie weitere Sammlungsobjekte des Stadtmuseums Kassel:

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