Tradition in Kassel und Umgebung
Das Wort Glowes (auch Klowes, Clowes oder Globes) entstammt dem Kasseler Dialekt und kommt vom Namen Klaus, der deutschen Kurzform von Nikolaus. Der Glowesabend ist wörtlich übersetzt also der Klausabend zu Ehren des Bischofs Nikolaus von Myra. Traditionell verkleiden sich die Kinder an diesem Abend und werden damit zu kleinen Glöwessen, also Nikoläusen. Sie gehen in die Geschäfte, um dort einen Spruch aufzusagen und dafür kleine Leckereien oder sonstige Kleinigkeiten zu ergattern. Es handelt sich damit um einen sogenannten Heischebrauch, bei dem es um das Fordern oder Erbitten von Gaben geht.
Die Glöwesse kommen
Diese Tradition wird in Kassel und Nordhessen noch immer gepflegt. Und so können sich die Kinder auch in diesem Jahr auf einen schön gefüllten "Schnucke-Biehdel" freuen, wenn sie am 6. Dezember in den Läden der Innenstadt ihr Sprüchlein aufsagen.
Die teilnehmenden Geschäfte der Citykaufleute sind durch einen Aufkleber am Eingang erkennbar. Für kreative Köpfe gibt es kurz vor dem Glowesabend sogar Nikolaus-Beutel zum Bemalen – perfekt, um die Vorfreude noch zu steigern! Begleitet wird der Abend von „Herr Müller und seine Gitarre“, von 18 bis 19 Uhr auf der Adventskalenderbühne auf dem Königsplatz.
Auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es solche Traditionen. Am bekanntesten ist das Martinssingen von Kindern am 11. November in Erinnerung an den heiligen Martin, Bischof von Tour, bzw. - in den protestantischen Gegenden - an Reformator Martin Luther.
Glowessprüche
Wer etwas auf sich hält, der kann auf Kasselänerisch einige Zeilen aufsagen. Hier sind einige Beispiele:
- Ich bin en kleiner Könich, gebt mer net zuwenich.
Wünsche euch en langes Leben, müsst mä au was Schönes geben - oder - Ich bin der kleine König, gebt mir nicht zu wenig.
Lasst mich nicht zu lange steh'n, ich muss noch viele weitergeh'n. - Ich bin en kleiner Frosch, gebt mä doch'n Grosch.
Gebt mä'n Stücke Speck, dann hüpp ich widder weg. - Ich hab bi euch was Gutes gerochen, gäbt mir’n Stücke, ihr habt es mir versprochen.
- Ich bin der Henner Knull. Ich hab en schiefes Mull.
Geh' jeden Tag op de Parade, min Mull wird dichnit grade. (Über Facebook) - Ich bin ein kleiner Hippie un muß ganz dringend Pipi gib mäh was , gib mäh was sonst mach ich däh dinne Bude nass. (Über Facebook)
- Ich bin der kleene Dicke, min Vadder macht Musike, minne Mudder sitzt deheme un wäscht de schwarze Beene! (Über Facebook)
- Äbbel Russ, Nüsse Ruß, oder ich schlach euch nen Loch ins Huss.(Über Facebook)
- Eine kleine Gabe für mich und meine Frau, Hab' 99 Kinder und 'nen kleinen WauWau! (eingereicht von Wilhelm Lau)
- Ich bin der lange Lulatsch und esse gerne Gulasch,
meine Frau die will's nicht kochen drum bin ich auch nur Haut und Knochen. (Über Facebook) - Hände hoch unn kinne Mätzchen, Arsch an de Wand unn her midden Plätzchen (Über Facebook)
- Ich bin ein kleiner Frosch gib mir einen Grosch gib mirn Stückchen Speck,dann hüpf ich wieder weg. (Über Facebook)
- Ich benn dr kleine Dicke, ich winsche uch viel Gligge,ich winsche uch 'n langes Läwen, müssd mä au auch was Schenes gäwen.
Hochdeutsch ist (ausnahmsweise) natürlich auch erlaubt. Dabei kann man zum Beispiel seinen Vornamen in die Zeilen einbauen und dann schließen:
...ich wünsche dir ein langes Leben, kannst mir auch 'nen Taler geben.
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