Woran erkennt man Waschbären?
Erkennungsmerkmale der etwa katzengroßen Tiere sind die typische schwarzweiße Gesichtszeichnung, der zumeist geringelte Schwanz, das graue oder schwarze Fell und die pummelige und buckelige Gestalt. Waschbären sind überwiegend dämmerungs-
und nachtaktiv. Sie sind sehr gute Kletterer, aber schlechte Sprinter und miserable Springer. Ihre Vorderpfoten sind mit einem hochentwickelten Tastsinn ausgestattet, den sie zur Nahrungssuche einsetzen. Das tun sie besonders gerne am Grund von flachen Gewässern (das sind dann wie "Waschen" aus - daher der Name), aber ebenso auf dem Boden und in Bäumen.
Warum gibt es in Kassel so viele Waschbären?
Im letzten Jahrhundert wurden viele Waschbären nach Europa eingeführt, um sie in Pelztierfarmen zu züchten. Einige sind entflohen, andere wurden absichtlich freigelassen. So zum Beispiel am nordhessischen Edersee. Dort ließ der Geflügelzüchter Rolf Haag am 12. April 1934 zwei Fähen und zwei Rüden durch den Leiter des Forstamtes Vöhl, Wilhelm Freiherr Sittich von Berlepsch, im Revier Asel zur „Bereicherung der heimischen Fauna“ auswildern. Er hoffte auf Bären, wenn auch kleine, als Jagdbeute. Heute sind sie mehr oder weniger häufig in fast ganz Deutschland anzutreffen. Als nächste große Stadt in der Nähe des Edersees trifft es Kassel besonders hart: Von der Siedlungsdichte her sind wir die „Waschbärenhauptstadt Europas“.
Was fressen Waschbären?
Die Nahrung setzt sich aus jeglicher Art Kleingetier und einem erheblichen pflanzlichen Anteil zusammen (Früchte, Nüsse, Eicheln, Mais etc.,
aber kein Grünfutter). Die Ernährungsmöglichkeiten in der Stadt sind wie im Waschbären-Schlaraffenland: Regenwürmer auf kurzgeschorenem Rasen, vernachlässigte Obstbäume, Speisereste auf dem Kompost, in Mülltonnen, öffentlichen Papierkörben und hinter Imbissbuden - und das alles ganzjährig.
Eine wesentliche Ursache der zum Teil sehr großen Zahl von Waschbären in urbanen Räumen ist dieses hochwertige Nahrungsangebot, das ihnen dieses Umfeld bietet und das die Waschbären zu nutzen wissen.
Darf ich Waschbären füttern?
Auf keinen Fall. Das Sinnvollste, ist die Nahrungsgrundlage für die Waschbären knapp zu halten. Das bedeutet: Keine hochwertigen Speisereste (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot, Obst) auf den Komposthaufen werfen. Unproblematisch sind Garten- und Gemüsereste, Kartoffelschalen usw. Optimal sind stabile und verschließbare Komposter.
Außerdem wichtig:
- Keine Nahrungsmittelreste in offen zugänglichen Abfallbehältern hinterlassen.
- Hochstämmige Obstbäume können durch eine etwa 1 Meter hohe, glatte Blechmanschette, die keinerlei Haltemöglichkeiten bieten darf,
geschützt werden. Es dürfen aber keine Übersteigmöglichkeiten von benachbarten Bäumen oder Gebäuden bestehen.
- Reifes Obst und Beeren ernten und Fallobst aufsammeln. Haustiere nicht draußen füttern oder zumindest die Reste abends beseitigen.
Waschbären brauchen ihr Futter nicht; sie finden im Siedlungsgebiet mehr als genug davon. Futterzahme Tiere können dreist und aggressiv werden. Wenn Sie regelmäßig füttern, vermehren Sie den Bestand an Waschbären und damit auch die Probleme, die es mit ihnen gibt. Sie tun damit weder sich noch Ihren Nachbarn einen Gefallen, aber auch den Waschbären nicht.
Wie werden Mülltonen waschbärensicher?
Die Stadtreiniger Kassel bieten Schwerkraftschlösser (Öffnet in einem neuen Tab) für die Mülltonen an. Diese verschließen Restabfalltonne, Bioabfalltonne, Altpapiertonne oder Gelbe Tonne sicher gegen die geschickten Waschbärpfoten.
Beim Befüllen der Behälter wird das Schloss mit einem Schlüssel geöffnet, nicht aber bei der Abholung/Leerung des Abfallbehälters. Der Deckel des Behälters öffnet sich beim Kippvorgang am Fahrzeug automatisch (über die Schwerkraft).
Wie schütze ich das Haus gegen Eindringen von Waschbären?
- Den Aufstieg auf das Dach durch glatte Blechmanschetten (1 Meter hoch und 1 Meter breit) oder mit „Dreivierteltrichtern“ aus Metall über den Fallrohren der Regenrinnen verhindern.
- Bäume und Sträucher, die an– oder über das Dach reichen, großzügig einkürzen.
- Einstiege konsequent und mit soliden Baumaterialien schließen.
- Ein starkes Metallgitter auf dem Schornstein anbringen.
- Ein schwer zu sicherndes Haus mit einer Elektrozaunanlage (Prinzip „Weidezaun“) ausstatten.
- Nachts die Katzenklappen verschließen bzw.ein Modell wählen, das nur die eigene Katze mittels Sensor öffnen kann oder einen Vorbau bauen, der nur springend, nicht kletternd überwunden werden kann.
Was tun, wenn ein Waschbär im Haus "eingezogen" ist?
Gebäude eignen sich hervorragend, um sich zu verstecken, den Tag zu verschlafen, die Jungen aufzuziehen und die kalte Jahreszeit zu überstehen. Der Aufstieg auf das Dach gelingt dabei zumeist über das Fallrohr der Regenrinne oder angrenzende Bäume. Über verschobene Ziegel oder andere Schwachstellen, die zum Teil geöffnet oder vergrößert werden, geht es dann auf den Dachboden, in Zwischendecken oder direkt in den Schornstein.
Haben sich Waschbären auf dem Dachboden eines Mietshauses oder in der Scheune des privaten Grundstücks eingenistet, hat die Stadt als Ordnungsbehörde keine Eingreifmöglichkeiten. Auch ein Anspruch auf Wildschadenersatz ist am privat genutzten Eigentum nicht gegeben. Für diese Fälle hat sich für die Stadt Kassel ein Unternehmen darauf spezialisiert, die Waschbären mittels Lebendfalle vor Ort einzufangen. Betroffene Bürger können sich in diesen Fällen an das Service Center der Stadt Kassel wenden. Von dort sind die Kontaktdaten des spezialisierten Jagdausübungsberechtigten erhältlich.
Was vertreibt Waschbären (leider) nicht?
- Lärm machen, Radio, Tonträger oder Ultraschallgeräte laufen lassen, Anleuchten (und mit Zeitschaltuhren oder Bewegungsmeldern steuern).
- Auch Mottenkugeln, Pfefferstreu, mit ammoniakhaltigen Flüssigkeiten (WC- und Rohrreiniger) oder mit Hunde-/Raubtier-Urin getränkte Lappen oder das Auslegen benutzter Babywindeln nützen kaum.
Das alles kann Ihnen viel Arbeit machen, der Erfolg wird sich - wenn überhaupt - nur kurzfristig einstellen und im Endeffekt werden Sie sich selbst mehr gestört fühlen als die Waschbären.
Warum werden Waschbären nicht verstärkt bejagt?
Es gibt viel zu viele Waschbären, um mit den erlaubten jagdlichen Mitteln im städtischen Umfeld eine nachhaltige Bestandsreduzierung bewirken zu können, denn Waschbären können hohe Verlustraten durch vermehrte Fortpflanzung ausgleichen. Je mehr Waschbären getötet werden, umso mehr Jungtiere kommen nach. Die vielen Jungtiere machen aber unter Umständen mehr Probleme als die Alten, und die Gefahr einer Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten wird durch die abwandernden Jungtiere erhöht statt vermindert.
Warum soll Waschbärkot sofort beseitigt werden?
Bestimmte Stellen, oft auf dem Dachboden, werden von mehreren Waschbären als Toilette benutzt. Der Kot in diesen sog. „Waschbär-Latrinen“ stellt eine Infektionsgefahr mit den Eiern des Waschbär-Spulwurmes dar, wenn diese über die Schleimhäute des Menschen (z.B. Mund und Nase), offene Wunden oder die Atemwege aufgenommen werden. Die Wurmlarven können dann in verschiedene Organe und Gewebe wandern. Schwere Erkrankungen sind beim Menschen aber extrem selten.
Kot, der weniger als zwei Wochen alt ist, enthält noch keine infektiösen Spulwurmeier. Danach existiert die Ansteckungsgefahr aber mehrere Jahre lang.
Tragen Sie beim Entfernen der Exkremente eine Staubmaske, Einweg-Handschuhe und Einweg-Überschuhe (Ersatz: Plastikbeutel). Befördern Sie den Kot und eventuell anderes kontaminiertes Material vorsichtig in einen strapazierfähigen Müllbeutel. Verschließen Sie den Beutel gut und stecken Sie ihn in einen zweiten Beutel (Entsorgung über die Restmülltonne).
Benutzen Sie möglichst heißes Seifenwasser und einen feuchten Schwamm, um Reste aufzunehmen. Spülen Sie mehrmals nach und schütten Sie das Wasser in die Toilette. Entsorgen Sie den benutzten Schwamm und die Einwegartikel in einem verschlossenen Plastikbeutel im Restmüll.
Zum Desinfizieren eignet sich auch kochendes Wasser oder eine offene Flamme (Gasbrenner). Die benutzten Geräte (Schaufel, Wassereimer etc.) mit kochendem Wasser reinigen. Die Kleidung nach der Aktion möglichst heiß waschen.
Darf ich einen Waschbären als Haustier halten?
Trotz seines possierlichen Aussehens handelt es sich beim Waschbär um ein echtes Wildtier. Es ist unverantwortlich, Findelkinder im Haus oder unter ungeeigneten Bedingungen aufzuziehen und später in der Stadt laufen zu lassen oder im Haus oder in einem Gehege zu halten. Kaufen Sie keine Waschbären als „Haustier“.