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Lars Eidinger hat ein besonderes Verhältnis zu Bertolt Brecht. In Joachim Langs Spielfilm "Brechts Dreigroschenfilm" hat er ihn schon verkörpert. In Kassel wird er nun aus dessen Gedichtsammlung "Hauspostille" lesen, singen und spielen.
Bertolt Brechts "Hauspostille" ist eine Anspielung auf fromme Predigtsammlungen: "Bittgänge", "Chroniken" und "kleine Tagzeiten der Abgestorbenen" - so einige Kapitelüberschriften. Gefallene werden in den Texten gefeiert, Abgründiges ans Licht gezerrt, es ist dunkle Poesie über rohe Gewalt.
„Von Sonne krank und ganz von Regen zerfressen / Geraubten Lorbeer im zerrauften Haar/ Hat er seine ganze Jugend, nur nicht seine Träume vergessen/ Lange das Dach, nie den Himmel, der drüber war“. Die „Hauspostille“ ist Punk. Ein wilder Brecht arbeitet sich an den Rändern des Asozialen ab. Er feiert die Verfluchten und säuft mit den Geächteten. Seine dunkle Poesie weidet sich an der schaurigen Schönheit des Morbiden – ein Vorbild für Ikonen der Popkultur wie Iggy Pop, Nick Cave, oder Tim Burton. Verführte, ertrunkenen Mädchen in „seichten, braunversumpften Teichen“, Mordlust, Geilheit, Gier und rohe Gewalt, kurz alles Abgründige, Schmutzige, das die brave Elterngeneration verschämt hinter blütenweißen Gardinen versteckt, wird tabulos ans Licht gezerrt. Scheinheiligkeit wird lustvoll entlarvt. Lars Eidinger hat als Schauspieler ein Faible für Figuren, die etwas zu verbergen haben. Er nimmt einen tiefen Atemzug vom wilden Brecht und bringt dessen Lyrik mit der musikalischen Begleitung von Hans Jörn Brandenburg als radikal funkelndes Gesamtkunstwerk auf die Bühne.
14 der 50 Gedichte sind vertont. Hans-Jörn Brandenburg, der unter anderem bei Helmut Lachenmann in Hannover studierte und später für Frank Castorf, George Tabori und Robert Wilson Bühnenmusiken schrieb, begleitet stilsicher wie kreativ mit der ganzen Palette der Tonfarben seiner Instrumente.
Lars Eidinger, geboren am 21. Januar 1976 in Berlin, studierte an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Seit 1999 ist er Ensemblemitglied an der Schaubühne in Berlin. Seine Verkörperungen von Hamlet und Richard III. in Thomas Ostermeiers Inszenierungen wurden international beachtet und machten ihn zu einem der prägenden Schauspieler der Schaubühne. Seine jüngsten Theaterrollen waren Peer Gynt, produziert von ihm selbst mit dem bildenden Künstler John Bock und der Jedermann bei den Salzburger Festspielen (Regie Michael Sturminger).
Neben seiner Bühnentätigkeit ist Lars Eidinger in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen. 2013 erhielt Lars Eidinger den Preis der deutschen Filmkritik als „Bester Darsteller“ und 2014 den Grimme-Preis. 2017 wurde er wieder für den Deutschen Fernsehpreis nominiert, und zwar in der Kategorie „Bester Darsteller“ für Terror und Familienfest; letzterer erhielt die Auszeichnung als „Bester Film“. 2018 erhielt er den Österreichischen Filmpreis als „Bester männlicher Darsteller“ und wurde ferner für den Deutschen Filmpreis als „Bester Darsteller“ in Die Blumen von gestern nominiert.
Hans-Jörn Brandenburg, geboren 1957 in Bradowick, studierte Musik an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover (u.A. bei Helmut Lachenmann) und in Hamburg. 1990 arbeite er mit Robert Wilson, Tom Waits und William S. Burroughs am Thalia Theater Hamburg zusammen (The Back Rider). Von 2000 - 2003 war er Musikalischer Direktor des Schauspielhauses Hamburg, an dem er mit den „Tiger Lillies“ die deutsche Produktion von Shockheaded Peter herausbrachte.
Er schrieb die Musik für „The Tempest - Der Sturm“ von Shakespeare/Jan Louwers (2001) und schuf das Streicher-Arrangement für die Produktion „The Gory End“ („The Tiger Lillies“/“Kronos Quartett“), die 2003 für den Grammy nominiert wurde.
Hans-Jörn Brandenburg lebt seit 2003 in Berlin und hat seither zahlreiche hiesige Inszenierungen musikalisch geleitet (Leonce und Lena / Grönemeyer, Berliner Ensemble 2003; Shakespeares Wintertales 2005, Berliner Ensembe (Musik und musikalische Leitung); Dreigroschenoper (Brecht/Weil); Sonette von Shakespears (Musik: Rufus Wainwright), alle in der Regier von Robert Wilson.
Außerdem schrieb er die Musiken für diverse Produktionen (z.B. Warten auf Godot) von George Tabori am Berliner Ensemble und arrangierte 2010 „Helden der Oper“ an der Neukoellner Oper zusammen mit der Puppenspielerin/Regisseurin Suse Waechter.
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