Deutsche Symphonie Premiere

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Samstag, 30. Mai 202619:00 Uhr21:30 Uhr

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Oh Deutschland, bleiche Mutter! In einem eindrucksvollen Kompositionsprozess von 1935 bis 1959 reagierte Komponist Hanns Eisler auf die deutsche Zeitgeschichte und stellte sein musikalisches Schaffen in die Dienste der Politik. Aus dem Moskauer Exil heraus schrieb er 1935 an seinen Denkpartner Bertolt Brecht: „Ich habe einen sehr interessanten Kompositionsplan und zwar will ich eine große Symphonie schreiben, die den Untertitel Konzentrationslagersymphonie haben wird. “ 

 

Hatte schon Beethoven für seine Neunte Chor und Solist:innen integriert, geht Eisler einen Schritt weiter und schafft mit seiner Deutschen Symphonie ein vokalsinfonisches Großwerk der antifaschistischen Emigration zwischen Oratorium und politischem Lied. Durchaus programmatisch aufgeladen und agitiert ruft die Deutsche Symphonie zum linken Widerstand der Arbeiterschaft gegen den Nationalsozialismus auf. Als politisches Bekenntnis gegen den rechten Terror zeichnet seine kompromisslose Komposition ein eindrückliches Bild von der Endzeit der Weimarer Republik über das Erstarken rechter Tendenzen hin zur Nachkriegszeit und der Teilung Deutschlands – immer mit Blick auf den möglichen Widerstand, der auch heute bitter nötig ist. Als Nationalhymnenkomponist steht Eisler in der DDR dann zwischen den Stühlen, denn auch hier lösen Anklage und Ideologie nicht die sozialen Probleme und seine musikalische wie inhaltliche Eindeutigkeit steht im starken Kontrast zu der Komplexität der Nachkriegszeit. 

 

Erstmals wird Eislers Deutsche Symphonie in Szene gesetzt: im INTERIM auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne, wo junge Männer aus Kassel und Umgebung gemustert wurden, auch schon vor knapp 100 Jahren. Nach La muette de Portici und Don Giovanni kehrt Regisseur Paul-Georg Dittrich zurück ans Staatstheater Kassel, und beschwört zusammen mit Kiril Stankow die Geister der Vergangenheit als warnende Stimmen der Gegenwart.