Kaum ein Thema im Stadtverkehr wirft so viele Fragen auf wie die Ampelschaltung.
Genauer gesagt handelt es sich dabei um Lichtsignalanlagen oder abgekürzt LSA – ein zentraler Bestandteil der städtischen Verkehrsinfrastruktur.
Warum sind Grünphasen manchmal so kurz? Weshalb muss man warten, obwohl kein Fahrzeug zu sehen ist? Und wieso wirkt die Steuerung gelegentlich so komplex?
In der folgender FAQ erläutern wir, wie die Kasseler Ampeln funktionieren, nach welchen Prinzipien sie gesteuert werden und welche moderne Technik dabei zum Einsatz kommt.
Die Antworten zeigen: Hinter jeder Ampel steht ein präzise abgestimmtes System, das Sicherheit, Verkehrsfluss und Umweltaspekte bestmöglich miteinander verbindet.
Ampel und Schaltung - Allgemein
Warum werden Ampeln nachts nicht abgeschaltet?
Ampeln sorgen für Sicherheit im Straßenverkehr. Deshalb werden sie nur ausgeschaltet, wenn es nicht zu Sicherheitsrisiken kommt. In Kassel passiert das nachts an vielen Ampeln zwischen 1.30 Uhr und 4.30 Uhr. Nur an wenigen Stellen bleiben sie an (Stand August 2025: 40 Ampeln). An einigen Orten können Ampeln auch länger abgeschaltet bleiben, wenn es sicher ist.
Außerdem setzt die Stadt auf moderne Steuerungen, die sich automatisch dem Verkehr anpassen. So lassen sich unnötige Wartezeiten, vor allem nachts und bei wenig Verkehr, deutlich verringern.
Warum werden die Ampeln nicht flexibel gesteuert?
Das ist ein Irrtum. In Kassel sind die Ampeln sogar flexibler als im bundesweiten Durchschnitt.
Das Verkehrsmanagement passt die Schaltungen laufend an die aktuelle Verkehrssituation an. Die Programme werden dabei verkehrsabhängig gesteuert und sogar im Sekundentakt aktualisiert. Wie flexibel die Ampeln arbeiten, ändert sich also mehrmals am Tag. Allerdings gibt es Grenzen – durch Technik, Sicherheit und gesetzliche Vorgaben.
Wichtig sind zum Beispiel:
- sichere Grün- und Schutzzeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger,
- die Einhaltung von Mindestzeiten,
- technische Abläufe, die für einen sicheren und flüssigen Verkehr nötig sind und
- klare und nachvollziehbare Abläufe, damit Fehler und Risiken vermieden werden.
Warum wird die Grünzeit nicht einfach verlängert?
So einfach ist das leider nicht. Ampeln sind Teil eines ganzen Verkehrsnetzes. Sie sollen Wartezeiten möglichst kurz halten, die „Grüne Welle“ ermöglichen, Busse und Bahnen durchlassen – und vor allem für Sicherheit sorgen. Diese Ziele stehen oft im Widerspruch zueinander.
Damit das Zusammenspiel klappt, läuft jede Ampel in einem festen Umlauf. Darin müssen zuerst die vorgeschriebenen Mindest- und Sicherheitszeiten berücksichtigt werden. Am Ende bleiben oft nur wenige Sekunden, die flexibel verteilt werden können.
Die Frage ist also nicht: „Wer bekommt mehr Grün?“, sondern: „Wem nehmen wir dafür Grün weg?“ Nur wenn ein Verkehrsfluss auch mit weniger Grün zurechtkommt, kann ein anderer länger Grün bekommen. Diese Abwägung übernimmt die verkehrsabhängige Steuerung – und passt sich dabei laufend an die aktuelle Lage an.
Warum gibt es keine Anzeige der Wartezeit (Count Down Zähler)?
Count Down Zähler sind nur möglich, wenn bereits sehr frühzeitig bekannt ist, welche zeitlichen Abläufe die Steuerung einhalten wird. In Kassel wird durch die verkehrsabhängige Steuerung jedoch eine hohe Flexibilität erreicht. Daher ist häufig bis zur letzten Sekunde vor Grünbeginn noch nicht sicher, welche Entscheidung getroffen werden wird.
Warum gibt es keine Grüne Welle?
Dieser Eindruck täuscht. In Kassel sind viele Ampeln aufeinander abgestimmt. Oft wird das aber nicht so wahrgenommen, weil das Straßennetz sehr komplex ist.
Für eine „Grüne Welle“ müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein – zum Beispiel gleiche Umlaufzeiten, passende Abstände zwischen den Kreuzungen und längere Straßenabschnitte ohne viele Einmündungen. Außerdem können abbiegende Fahrspuren die Koordinierung stören. Da Kassel ein dichtes und verzweigtes Straßennetz hat, sind viele Kompromisse nötig. Das führt manchmal zum Eindruck, dass es keine Grüne Welle gibt, obwohl sie tatsächlich vorhanden ist.
Woher weiß ich, ob eine Ampel koordiniert ist?
Als Verkehrsteilnehmende sehen Sie das meist nicht direkt. Alle Kasseler Ampeln sind jedoch mit einer Zentrale verbunden und werden verkehrsabhängig gesteuert. Das bedeutet: Fast alle Anlagen berücksichtigen – zumindest zu bestimmten Zeiten – die benachbarten Kreuzungen.
Wenn Sie mit dem Auto oder dem Fahrrad auf einer Hauptstraße unterwegs sind, können Sie die kostenlose App trafficpilot (Öffnet in einem neuen Tab) nutzen. Sie zeigt an, mit welcher Geschwindigkeit Sie zur nächsten Ampel fahren sollten, um sie noch bei Grün zu erreichen.
Warum komme ich zu Fuß nicht bei Grün auf die andere Straßenseite?
Signale für zu Fuß Gehende gelten bis zum nächsten Signal. Dies kann sich auf der anderen Straßenseite oder auch auf der nächsten Mittelinsel befinden (siehe Abschnitt: Warum müssen Fußgängerinnen und Fußgänger auf der Mittelinsel warten?).
Das nächste Signal sollte bei Grün erreicht werden, sofern Sie mit normaler Geschwindigkeit gehen und bei Grünbeginn starten. Sie dürfen aber auch in der letzten Grünsekunde die Straße noch betreten und können dann ihren Weg bis zum nächsten (bereits rotem) Signal sicher fortsetzen.
Weitere Informationen siehe Abschnitt: „Hintergründe der Signalisierung für zu Fuß Gehende"
Warum ist die Fußgängerampel nur so kurz Grün?
Fußgängerampeln stehen hinter der Kreuzung. Das bedeutet: Nur Fußgängerinnen und Fußgänger sehen ihr Signal, während sie die Straße überqueren. Dadurch entsteht oft der Eindruck, die Grünphase sei zu kurz.
Tatsächlich reichen schon wenige Sekunden Grün, um sicher loszugehen. Damit es sich für Fußgängerinnen und Fußgänger angenehmer anfühlt, wird in Kassel eine längere Mindestgrünzeit eingehalten.
Ampelschaltungen sind immer ein Kompromiss. Längere Grünzeiten für zu Fuß Gehende bedeuten gleichzeitig längere Wartezeiten für alle anderen Verkehrsteilnehmenden (auch andere Fußgängerfurten).
Dabei gilt: Lange Wartezeiten erhöhen das Risiko, dass Menschen bei Rot gehen. Das wird als gefährlicher eingestuft als der subjektive Eindruck, dass eine längere Grünphase angenehmer wäre – auch wenn sie gar nicht notwendig ist.
Wichtig: Sie dürfen auch in der letzten Grünsekunde noch losgehen. Dann können Sie die Straße sicher bis zum nächsten Signal überqueren – auch wenn dieses inzwischen auf Rot springt. Das stellt kein Sicherheitsproblem dar.
Weitere Informationen siehe Abschnitt: „Hintergründe der Signalisierung für zu Fuß Gehende"
Ampel-Taster
Muss ich immer den Taster betätigen - oder bekomme ich auch so mein Grün?
Viele Ampeln schalten für Fußgängerinnen und Fußgänger nur dann auf Grün, wenn die Anforderungstaste gedrückt wurde. Ob das nötig ist, sieht man nicht immer – und manchmal ändert sich das Verhalten der Ampel sogar im Laufe des Tages.
Darum gilt: Immer drücken!
Das sorgt nicht nur für Ihr Grünsignal, sondern hilft auch der Steuerung:
- Ein integrierter Wartezeitzähler stellt dann sicher, dass die maximal zulässige Wartezeit eingehalten wird.
- Wenn Bus oder Bahn Grün anfordern, prüft die Anlage, ob zu Fuß Gehende sonst zu lange warten müssten – dann haben Fußgängerinnen und Fußgänger Vorrang.
- Bei der Reihenfolge, wer Grün bekommt, haben zu Fuß Gehende höchste Priorität – außer Polizei oder Feuerwehr brauchen freie Fahrt.
Warum muss ich so lange auf Grün warten?
„Lang“ ist relativ. Die maximalen Wartezeiten hängen von der sogenannten Umlaufzeit ab – also dem Takt, in dem eine Ampel alle Richtungen bedienen muss. Je nach Ort und Tageszeit kann diese Umlaufzeit bis zu 100 Sekunden betragen.
Oft müssen dabei vier Verkehrsrichtungen oder Phasen berücksichtigt werden. Dadurch können Wartezeiten bis zu 80 Sekunden entstehen. Im Laufe des Tages wird die Umlaufzeit jedoch nach Möglichkeit verkürzt, um die Wartezeiten gering zu halten.
Wenn Sie den Anforderungstaster drücken, startet ein Wartezeitzähler. Dieser beeinflusst die verkehrsabhängige Steuerung so, dass Wartezeiten für zu Fuß Gehende möglichst reduziert werden.
Warum zeigt die Fußgängerampel grün, obwohl niemand gedrückt hat?
Das kann verschiedene Gründe haben:
- Es wirkt nur so, als hätte niemand gedrückt. In Wirklichkeit wurde der Taster betätigt, aber die Personen sind schon bei Rot gegangen oder in eine andere Richtung abgebogen.
- Die verkehrsabhängige Steuerung entscheidet, dass eine Freigabe sinnvoll ist – zum Beispiel, wenn es kaum Konflikte gibt und unnötige Wartezeiten vermieden werden können.
- Selten können Defekte in der Sensorik dazu führen, dass Grün ausgelöst wird. Solche Fehler werden vom Qualitätsmanagement erkannt und durch unsere Wartungsabteilung schnell behoben.
- Manche Fußgängerampeln schalten auch dann auf Grün, wenn Radfahrende die Querung auslösen.
Gibt es einen Knopf zur Grünanforderung?
In Kassel werden einheitlich Taster mit Sensorfunktion eingesetzt. Sie haben mehrere praktische Funktionen:
Vorderseite: Eine Sensorfläche erkennt Berührung – auch mit Handschuhen – und löst die Anforderung für Grün aus. Dabei kann, muss aber nicht, auch das akustische Signal aktiviert werden.
Oberseite: Ein Licht zeigt an, dass die Anforderung registriert wurde.
Unterseite: Ein kombinierter Taster mit Vibrationsfunktion. Beim Drücken wird immer auch das akustische Signal ein- oder ausgeschaltet. Während der Grünphase zeigt die Vibration zusätzlich an, dass die Querung freigegeben ist – auch wenn das akustische Signal noch nicht aktiv ist.
Tipp: Drücken lohnt sich immer. Damit wird ein Wartezeitzähler gestartet, der die Steuerung beeinflusst und hilft, Wartezeiten für zu Fuß Gehende zu verkürzen.
Welchen Sinn hat der Knopf auf der Unterseite des Fußgängertasters?
Dieser Taster unterstützt Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen und erfüllt mehrere wichtige Funktionen:
- Anforderung der Grünphase während der Rotzeit
- Einschalten des akustischen Signals während der Grünzeit
- Vibration zur Anzeige, dass die Querung freigegeben ist
- Taktile Informationen (durch Fühlen erkennbar) über den Aufbau der Kreuzung – also ob es eine durchgehende Querung, eine Mittelinsel oder eine Mittelinsel mit neuer Anforderung gibt – sowie über die Laufrichtung
Weitere Informationen finden Sie unter: Informationen Verkehrsmanagement 01 | Stadt Kassel (Öffnet in einem neuen Tab)
Kann ich die Steuerung durch eine bestimmte Tasterkombination beeinflussen?
Solche Behauptungen geistern zwar immer mal wieder durch die sozialen Medien, sie sind aber trotzdem völlig falsch. Nur die erste Betätigung des Anforderungstasters während der Rotzeit hat einen Effekt. Damit wird der Wartezeitzähler gestartet, alle weiteren Betätigungen - egal ob per Taster, App oder Sensor - haben keine zusätzliche Wirkung.
Straßenüberquerung
Warum müssen Fußgängerinnen und Fußgänger auf der Mittelinsel warten?
Ampeln müssen viele Interessen gleichzeitig berücksichtigen. Mit Mittelinseln lassen sich Konflikte zwischen Autos und zu Fuß Gehenden verringern. Das macht die Ampeln insgesamt flexibler und ermöglicht oft längere Grünzeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger.
Manchmal bedeutet das allerdings, dass man auf der Mittelinsel kurz warten muss. In vielen Fällen verkürzt sich dadurch aber sogar die gesamte Querungszeit über die Fahrbahn.
Wenn das nicht gelingt, gibt es eine Lösung: die progressive Signalisierung. Dabei sind die Grünphasen auf der Mittelinsel kürzer als am Straßenrand. So können Fußgängerinnen und Fußgänger die Straße ohne Zwischenstopp überqueren.
Warum muss ich immer auf der Mittelinsel warten?
Nein, nicht immer. Das kann an bestimmten Kreuzungen oder zu bestimmten Zeiten vorkommen. Ob gewartet werden muss, hängt von vielen Faktoren ab – etwa von der Koordinierung mit der Grünen Welle, der Leistungsfähigkeit oder der Vermeidung langer Wartezeiten.
In Kassel wird mit der sogenannten progressiven Steuerung oft erreicht, dass ein Halt auf der Mittelinsel vermieden wird.
Was ist eine progressive Steuerung?
Bei dieser Steuerung schalten alle Signale gleichzeitig auf Grün. Wer bei Grünbeginn vom Straßenrand startet, kann die Mittelinsel ohne zu warten überqueren und bei Grün die zweite Furt betreten. Wer zu diesem Zeitpunkt erst den Straßenrand erreicht, darf allerdings nicht mehr losgehen und muss bis zum nächsten Zyklus warten.
Das sorgt für mehr Komfort beim Überqueren, erfordert aber Kompromisse bei anderen Verkehrsabläufen.
Das ist auch der Grund dafür, dass das Signal auf der Mittelinsel schon rot ist, obwohl mir noch Fußgängerinnen und Fußgänger entgegenkommen.
Warum funktionieren die akustischen Signale nicht (immer) die ganze Grünzeit?
Akustische Signale an Ampeln helfen Menschen mit Sehbehinderung und erhöhen ihre Sicherheit. Gleichzeitig empfinden manche sie als störend.
Das Straßenverkehrs- und Tiefbauamt hat deshalb einen Kompromiss gewählt: An einigen Orten oder zu bestimmten Zeiten sind die Signale nur auf Anforderung aktiv – und dann auf die Mindestgrünzeit begrenzt.
Die Signale lassen sich während der Grünphase durch Drücken des Tasters einschalten. Mittlerweile geht das auch automatisch über eine spezielle App. Wird erst am Ende der Grünzeit angefordert, sorgt die Steuerung dafür, dass in der nächsten Phase erneut ein Signal ausgelöst wird.
Weitere Informationen finden Sie unter: Informationen Verkehrsmanagement 01 | Stadt Kassel (Öffnet in einem neuen Tab)
Warum habe ich über die Straßenbahngleise häufig nur ein gelbes Blinksignal?
An Haltestellen gibt es verschiedene Gruppen zu Fuß Gehender:
- Menschen, die die ganze Straße queren möchten
- Menschen, die nur zwischen den Haltestelleninseln wechseln
- Menschen, die zur Haltestelle gehen
- Menschen, die von der Haltestelle zum Straßenrand wollen
Eine vollständige Regelung mit Rot- und Grünsignalen würde hier nicht mehr Sicherheit bringen – im Gegenteil: Weil die Bedürfnisse so unterschiedlich sind, könnte sie sogar zu mehr Fehlverhalten führen.
Darum setzt die Stadt Kassel seit vielen Jahren auf eine andere Lösung: dynamische Warnblinker im Gleisbereich. Sie reagieren automatisch auf ankommende Fahrzeuge und haben sich bewährt – was auch die sehr positive Unfallbilanz zeigt.
Warum müssen Fußgängerinnen und Fußgänger auf abbiegende Fahrzeuge achten?
Nun eigentlich ist es genau umgekehrt. Abbiegende Fahrzeuge, welche die Furten für zu Fuß Gehende queren, haben den zu Fuß Gehenden Vorrang zu gewähren. Ihnen wird deshalb zusätzlich mittels einer Signalisierung mit „Vollscheibe“ und in manchen Fällen mittels eines Warnblinkers der Vorrang des Fußverkehrs angezeigt.
Warum können Fußgängerinnen und Fußgänger nicht ungestört durch Fahrzeuge die Furt queren?
Das liegt – wie oft bei Ampelschaltungen – an einem notwendigen Kompromiss. In einem Ampelzyklus stehen nur etwa 60 bis 100 Sekunden zur Verfügung, in denen alle Verkehrsarten Grün bekommen müssen.
Eine vollständige Trennung der Signale für Fahrzeuge und zu Fuß Gehende würde viele Nachteile bringen:
- Die Ampelschaltung wäre schwerer nachvollziehbar, was zu mehr Rotlichtverstößen führen könnte.
- Die Grünzeiten für zu Fuß Gehende müssten deutlich verkürzt werden.
- Die Wartezeiten würden länger – besonders in Zeiten mit wenig Verkehr.
- Die Steuerung wäre unflexibler, was auch Busse und Bahnen behindern würde.
- Der Autoverkehr würde schlechter fließen, was sich negativ auf Umwelt und Luftqualität auswirken könnte.
Um diese Nachteile zu vermeiden, setzt die Stadt Kassel auf sogenannte „bedingte Verträglichkeiten“:
Zu Fuß Gehende und abbiegende Fahrzeuge erhalten gleichzeitig Grün. Fahrzeuge müssen dabei Vorrang gewähren. Das erkennen Fahrzeugführende an einem Signal ohne Richtungspfeil (Vollscheibe) und – an unübersichtlichen Stellen – an gelben Warnblinkern.
Die Freigabe für zu Fuß Gehende beginnt so früh, dass sie beim Anfahren der Fahrzeuge bereits gut sichtbar auf der Furt sind. Der Warnblinker bleibt außerdem so lange aktiv, bis sich niemand mehr auf der Querung befindet – auch wenn das Signal schon Rot zeigt.
Warum hat Kassel keine „Alles-Grün“-Phasen für Fußgängerinnen und Fußgänger?
Bei einer „Alles-Grün“-Signalisierung dürfen zu Fuß Gehende alle Querungen einer Kreuzung gleichzeitig nutzen – auch diagonal. Diese Variante funktioniert jedoch nur an wenigen Kreuzungen, die bestimmte Bedingungen erfüllen:
- kaum Autoverkehr und wenige Konflikte mit anderen Richtungen,
- keine Straßenbahnsignalisierung,
- sehr viele Zu Fuß Gehende über längere Zeiträume,
- und nur geringen Bedarf für den Autoverkehr.
Analysen des Kasseler Netzes haben gezeigt, dass es derzeit keine Kreuzungen gibt, an denen diese Steuerungsart sinnvoll und sicher umgesetzt werden kann.
Ampeltechnik
Wieviel Strom brauchen die Ampeln in Kassel?
Die Kasseler Ampeln wurden in den letzten Jahren vollständig auf moderne LED-Technik umgestellt. Dadurch konnte der Energieverbrauch von 2000 bis 2024 um rund 85 % gesenkt werden.
Je nach Größe verbraucht jede Anlage unterschiedlich viel Strom. Im Durchschnitt liegt der Verbrauch bei etwa 1.500 Kilowattstunden pro Jahr und Anlage.
Wann werden die Ampeln in Kassel auf LED umgestellt?
Diese Umstellung wurde bereits 1999 begonnen und ist quasi abgeschlossen. Aktuell (Stand: Juli 2025) gibt es nur noch eine Lichtsignalanlage, die noch nicht auf LED Leuchtmittel umgestellt werden konnte.
Warum ist die Technik der Kasseler Ampeln so veraltet?
Die Ampeln in Kassel sind überdurchschnittlich modern. Im bundesweiten und selbst im europäischen Vergleich verfügt Kassel über eine sehr fortschrittliche Signaltechnik.
Zwar sind einige wenige Steuergeräte bereits rund 20 Jahre im Einsatz, dennoch liegt Kassel damit deutlich über dem Durchschnitt anderer Städte, in denen oft wesentlich ältere Technik genutzt wird. Ziel der Stadt ist es, alle Steuergeräte etwa alle 15 Jahre zu erneuern, um eine zuverlässige und zukunftsfähige Infrastruktur zu gewährleisten.
Trotz dieses hohen Standards bringt die technische Vielfalt naturgemäß einige Herausforderungen mit sich:
- Wartung und Betrieb erfordern Fachwissen über mehrere Technologiegenerationen hinweg – inklusive Ersatzteilen und Spezialwerkzeugen.
- Neue digitale Anwendungen, etwa die Datenanalyse mit KI, sind bislang nur an wenigen Knotenpunkten verfügbar. Dennoch zählt Kassel weiterhin zu den europäischen Technologieführern.
- Um diesen Standard zu halten, müssen jährlich rund 15 Lichtsignalanlagen ersetzt werden – allein aufgrund ihres Alters, zusätzlich zu den Anlagen, die im Rahmen von Bauprojekten erneuert werden.
Diese kontinuierliche Modernisierung ist anspruchsvoll, aber entscheidend, damit Kassels Verkehr auch künftig sicher, effizient und umweltfreundlich gesteuert werden kann.
Werden die Ampeln noch benötigt, wenn es autonome Fahrzeuge gibt?
Das ist eine spannende Frage, auf die es aber aktuell noch keine abschließende Antwort gibt. Klar dürfte aber sein, dass ein Verzicht auf Ampeln erst möglich sein wird, wenn wirklich ALLE Kraftfahrzeuge und Straßenbahnen autonom fahren können. Daher wird es in den Städten voraussichtlich noch für einige Jahrzehnte Ampelanlagen geben.
Wozu dienen die WLAN Stationen an den Ampeln?
Die Digitalisierung des Verkehrs schreitet stetig voran. Moderne Fahrzeuge – etwa die VW-Modelle der ID-Reihe – können bereits über ein spezielles WLAN-System Informationen mit anderen Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur austauschen. Diese neue Form der Vernetzung wird als „kooperatives Fahren“ oder „Cooperative Intelligent Transport Systems (C-ITS)” bezeichnet.
Die technischen Grundlagen sowie Daten- und Schnittstellenstandards werden weltweit entwickelt. In Europa koordiniert das C-Roads-Konsortium diese Arbeiten. (Öffnet in einem neuen Tab) Kassel ist dabei einer von nur drei deutschen Pilotstandorten und hat bereits an 111 städtischen Lichtsignalanlagen entsprechende C-ITS-Technik installiert.
Dadurch können Verkehrsdaten automatisch erfasst und direkt in die Verkehrssteuerung eingebunden werden – für eine effizientere und sicherere Regelung. Gleichzeitig werden Informationen wie Baustellenwarnungen oder Routenempfehlungen an vernetzte Fahrzeuge gesendet.
Auch alle anderen Verkehrsteilnehmenden können diese Daten nutzen – über die kostenlose App trafficpilot.
Können auch Feuerwehr und Krankenwagen die Ampel beeinflussen?
Die Technik zur Steuerung von Ampeln befindet sich derzeit im Wandel. Viele Kasseler Ampeln sind bereits mit sogenannten kooperativen Funktionen ausgestattet. Diese ermöglichen eine Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Ampeln über spezielle WLAN-Technik.
Noch verfügen Feuerwehr- oder Rettungsfahrzeuge nicht über die notwendige Ausstattung, um diese Technik zu nutzen. Derzeit werden die sogenannten „Feuerwehr-Fahrstraßen“ – also Vorrangschaltungen für Einsatzfahrzeuge – noch manuell in der Feuerwache aktiviert.
Im Rahmen des europäischen C-Roads-Projekts wird jedoch daran gearbeitet, dass Einsatzfahrzeuge künftig automatisch erkannt werden und an der nächsten Ampel freie Fahrt erhalten.
In den nächsten Jahren sollen auch Polizeifahrzeuge, Krankenwagen und Schwertransporte in dieses digitale, vernetzte System eingebunden werden.
Begriffserläuterungen
Die folgenden Begriffserläuterungen sind den „Begriffsbestimmungen für das Straßen- und Verkehrswesen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) entnommen:
1. Verkehrsabhängige Steuerung:
Eine Ampelsteuerung, die sich an die aktuelle Verkehrslage anpasst – also auf Autos, Busse oder zu Fuß Gehende reagiert.
2. Verkehrsmanagement:
Maßnahmen, mit denen der Verkehr gezielt gelenkt wird, um Straßen besser auszulasten und Staus zu vermeiden.
3. Grüne Welle:
Eine abgestimmte Ampelschaltung, bei der Fahrzeuge bei gleichmäßiger Geschwindigkeit mehrere Ampeln hintereinander ohne Stopp passieren können.
4. Konfliktfläche:
Der Bereich einer Kreuzung, in dem sich die Wege verschiedener Verkehrsarten kreuzen und es zu Konflikten kommen kann – zum Beispiel zwischen Autos und zu Fuß Gehenden.
5. Progressive Signalisierung:
Eine zeitlich abgestimmte Ampelschaltung bei mehrspurigen Querungen – zum Beispiel an Mittelinseln –, die den Verkehrsfluss verbessert.
6. Umlaufzeit:
Die Zeit, die eine Ampel benötigt, um einmal alle Phasen (z. B. Rot, Gelb, Grün) für alle Verkehrsrichtungen durchzuschalten.
7. Phase:
Ein Abschnitt im Ampelablauf, in dem sich die Signale nicht ändern und mindestens eine Richtung „Grün“ hat.
8. Signalprogramm:
Der gesamte, genau festgelegte Ablauf einer Ampelschaltung – also wann welche Richtung wie lange Grün oder Rot hat.
Weitere Erläuterungen
1. Mindestgrünzeit
Die Grünzeiten für zu Fuß Gehende werden so berechnet, dass nach Möglichkeit die gegenüberliegende Straßenseite bei Grün erreicht wird. Dabei wird eine Geschwindigkeit von 1,5m/s zu Grunde gelegt.
In der Nähe von Einrichtungen, die häufig Querungen von sehr langsam gehenden Personen erwarten lassen, wird daher lediglich ein Wert von 1,2 m/s zugrunde gelegt.
Diese Zeit wird als „Mindestgrünzeit“ bezeichnet. Die Mindestgrünzeit wird stets eingehalten und darf auch bei kurzen Wegen 5s nicht unterschreiten.
2. Reale Grünzeit
Da nicht alle Menschen dieses Tempo regelmäßig erreichen wird, wenn irgend möglich, eine längere Grünzeit geschaltet, damit Sie einen hohen Querungskomfort erreichen können.
3. Räumzeit
Wenn eine Verlängerung der Grünzeit nicht möglich ist, entsteht aber kein Sicherheitsrisiko! Denn nach der Grünzeit kommt immer noch eine sogenannte Räumzeit, oder Schutzzeit. Schließlich kann man ja die Fahrbahn auch noch in der letzten Grünsekunde betreten. Auch in diesem Fall muss die sichere Querung gewährleistet werden!
Hierzu wird eine Räum- oder Schutzzeit geschaltet. Dabei wird mit einer geringeren Geschwindigkeit gerechnet, je nach Situation vor Ort zwischen 1,0 m/s und 1.2m/s. Damit ist die Räumzeit oft länger als die Grünzeit.
4. Sichere Querungszeit
Die sichere Querungszeit besteht aus der Summe von Grünzeit und Räumzeit und ist mehr als das Doppelte der Mindestgrünzeit!
5. Und wenn ich es (z.B. wegen eingeschränkter Mobilität) trotzdem nicht über die Straße schaffe, bevor die Autos wieder losfahren?
In diesen seltenen Ausnahmefällen greift dann der §1 der Straßenverkehrsordnung:
„Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert gegenseitige Vorsicht und Rücksichtnahme“
Alle in den Kreuzungsbereich einfahrenden Verkehrsteilnehmenden sind verpflichtet darauf zu achten, dass der Konfliktbereich frei ist und niemand gefährdet wird.
6. Auflösung der Zielkonflikte für zu Fuß Gehende
Bei Planung und Betrieb von Ampeln bestehen eine Reihe von Zielkonflikten, die für eine Realisierung aufgelöst werden müssen. Für die Gruppe der zu Fuß Gehenden sind dabei folgende Punkte, die sich aus der Auflösung solcher Zielkonflikte ergeben haben, besonders relevant:
- Signale für zu Fuß Gehende gelten immer (nur) bis zum nächsten Signal. Dies kann sich auf der Mittelinsel befinden oder auf der gegenüberliegenden Fahrbahnseite.
- Die Grünzeit dient formal zum Betreten der Furt, nicht zu deren Querung. Eine sichere Querung bei Rot -unmittelbar im Anschluss an die Grünzeit- ist gewährleistet.
- Müssen zusätzlich Straßenbahngleise oder Nahverkehrsspuren gequert werden, sind diese in der Regel durch Wechselblinker gesichert und nicht durch Signale mit Rot und Grün.
- Eine Querung der gesamten Fahrbahn in einem Zug kann dazu führen, dass sich die Wartezeiten erhöhen. Bei Aufteilung mit Halt auf der Mittelinsel kann daher der gegenüberliegende Fahrbahnrand mitunter schneller erreicht werden.
- Grundsätzlich gilt: je länger die Grünzeit, je länger die Wartezeit. Kurze Grünzeiten -selbst mit Halt auf der Mittelinsel- können daher die Querungszeit reduzieren.
- Sicherheit und Wartezeit für zu Fuß Gehende haben bei der Signalisierung höhere Priorität als die Beschleunigung des Straßenbahn- und Busverkehrs.