Heinrich Henkel

Glänzender Redner nahm kein Blatt vor den Mund

Henkels Redegewandtheit ließ ihn früh Karriere machen. Er begann 1817 sein Jurastudium in Marburg und schloss sich der Burschenschaft an. Als deren Sprecher konnte er seine rhetorischen Qualitäten unter Beweis stellen. 
Auch im wissenschaftlichen Bereich zeichnete er sich schnell aus, doch statt einer Karriere dort übernahm er eine Anwaltspraxis in Marburg. Zum ersten Mal nach langer Zeit trat der hessische Landtag 1830 wieder zusammen, drei Jahre darauf entsandten die oberhessischen Städte Henkel dorthin. Mit Unterbrechungen war er bis zum Ende seiner Karriere Mitglied des Landtags. Die Liberalen, denen er angehörte, waren mit Henkels Verhalten nie einverstanden. Zu selbstständig waren seine Gedanken, um die Parteischablone kümmerte er sich wenig. Auch mit seiner Direktheit machte er sich nicht nur Freunde, und nicht selten rutschte ihm das legendäre Götz-von- Berlichingen-Zitat Goethes heraus.

Die Februarrevolution von 1848, die von Frankreich ausging und auf Europa übergriff, trug Henkel empor. Seine Vorstellungen von der Freiheit des Individuums deckten sich mit den bürgerlichen Idealen der Revolution. Auch für die Stände, die von den zuständigen Ministern schlecht behandelt wurden, setzte sich Henkel ein, und so wundert es nicht, dass er erst im Frankfurter Parlament und später im Erfurter Reichstag saß. Dass Heinrich Henkel in den Ständischen Ausschuss aufgenommen wurde, nahm ihm Kurfürst Wilhelm übel. 

Während des Krieges 1850 beleidigte Freigeist Henkel einige Oberbefehlshaber und musste ins Ständehaus flüchten, um nicht verhaftet zu werden. Auch an Otto von Bismarck ließ er kein gutes Haar und sprach sich dennoch später für den Anschluss an Preußen aus. 1866 war seine politische Karriere zu Ende, er bekam den Titel eines Justizrates verliehen. Henkel wurde am 26. Mai 1873 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt  - nur einen Monat vor seinem Tod. 

Ein Kooperationprojekt von Stadt Kassel und HNA 
Text: Ralph-Michael Krum / HNA