KISS Interview: CoDA

Interview im KISS Selbsthilfemagazin 2017

Gesunde und erfüllende Beziehungen führen
CoDA – eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit dem Wunsch nach gesunden Beziehungen.

Gesunde Beziehungen zu leben, schädliche und ungesunde Abhängigkeiten von anderen Menschen zu erkennen ist das Ziel der CoDA Gruppen. Die Abkürzung steht für „Co-Dependents Anonymous/Anonyme Co-Abhängige“. Wie alle Anonymen Gruppen arbeiten die Gruppen nach dem 12-Schritte- Programm. Seit etwa einem halben Jahr trifft sich wieder eine CoDA-Gruppe in Kassel.

Co-Abhängige richten ihr Denken, ihre Energie und Kraft auf ihre Partner oder auch Eltern, Kinder und Freunde. Sie definieren sich über die Beziehung, die zur Quelle von Identität, Selbstwert und Wohlbefinden wird. Manche werden dadurch depressiv oder greifen zur Sucht und übernehmen nicht die Verantwortung für sich selbst. In der Folge entstehen Streit, Stress, Zwang und Anpassung. Oft hätten Co-Abhängige dieselben Symptome wie süchtige Menschen, sie sind abhängig und unfähig gesunde Beziehungen zu leben, sagt Martin, der die Gruppe in Kassel initiiert hat. Angst vor Nähe und Partnerschaft ist vielen Menschen in der Gruppe gemeinsam, oft kommen auch Menschen in die Gruppe, die ohne Partner leben.

Ziel der Menschen in der Gruppe ist es, gesunde und erfüllende Beziehungen zu sich und anderen Menschen führen zu können. Zu Beginn der Treffen wird ein Thema festgelegt, jeder spricht von sich selbst in der Ich-Form. Ratschläge werden nicht gegeben. Die anderen hören einfach zu, was eine wichtige Erfahrung für Menschen mit Beziehungsproblemen ist. Sie lernen zuzuhören und erleben gleichzeitig, dass ihnen zugehört wird. Etwas, was sie oft nicht können oder kennen. Viele sprechen auch das erste Mal in der Ich-Form von sich selbst, bemerkte Martin. Alle diese Erfahrungen in der Gruppe öffnen und bringen Erkenntnis. Unter anderem die Erkenntnis, dass es anderen genauso geht. Das hilft dabei, sich selbst nicht mehr zu verurteilen und anzunehmen.

Die meisten Menschen, die in die Gruppe kommen, sind älter, ab 40, aber es kommen auch jüngere. Cirka ein Drittel sind Männer, erzählt der Initiator von CoDA. Er kannte das 12-Schritte-Programm der Anonymen Gruppen und suchte nach einer CoDA Gruppe in Kassel. Da es keine gab, initiierte er das Kasseler Meeting. Erklärungsbedürftig im Programm ist der Schritt, eine Macht anzuerkennen, die größer ist als man selbst. Dabei geht es darum, das Leben so anzunehmen, wie es ist und aufhören zu glauben, man könne alles kontrollieren. Ob man unter der höheren Macht die Natur, Gott oder das Universum oder noch etwas Anderes versteht, bleibt jedem selbst überlassen. „Es geht darum, sich in das Leben einzubringen und sich nicht darüber zu stellen“, erklärt Martin abschließend.

Mehr zur Gruppe finden Sie  hier (Öffnet in einem neuen Tab)