Geschichte des Internationalen Frauentages

Vor allem in den neuen Bundesländern ist er schon lange mit roten Nelken verbunden, und in Berlin ist er seit 2019 gesetzlicher Feiertag: Der 8. März ist internationaler Frauentag. Auch in Kassel ist er Anlass, in besonderer Weise die ausstehende Gleichstellung der Geschlechter zu thematisieren.

Clara Zetkin, sitzend in zeitgenössischer Kleidung mit Hut

Initiiert wurde der Weltfrauentag von Clara Zetkin (Bild) auf dem zweiten Kongress der sozialistischen Internationale in Kopenhagen 1910. Ein Jahr später forderten mehr als eine Million Menschen in Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und der Schweiz, dass Frauen Ämter bekleiden und wählen dürfen. Das Frauenwahlrecht gab es damals außer im seinerzeit zu Russland gehörenden Finnland nirgends in Europa. In Deutschland besteht es seit 1919. 

​Zu DDR-Zeiten war der Frauentag eine sozialistische Veranstaltung. Im Mittelpunkt standen weniger politische Forderungen als das gemeinsame Feiern. Ein oft männliches Mitglied der Betriebsführung zeichnete verdiente Kolleginnen aus. Das sahen viele Feministinnen in ​der Bundesrepublik kritisch: "In den 1970er Jahren kannten wir keinen 8. März", schrieb Alice Schwarzer 2010 über den ihrer Meinung nach "sozialistischen Muttertag". Frauen hätten sich in der DDR mit Kuchen, Nelken und "billigem Parfüm" abspeisen lassen.

"Größte Aufgabe im Bereich der Menschenrechte"

Heute hat sich der Umgang mit dem Tag gewandelt: An ihm geht es besonders um das Aufzeigen der Defizite beim Thema Gleichberechtigung, zum Beispiel auch bei der gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit (Equal Pay Gap). Die Gleichstellung der Geschlechter und das Ausstatten von Mädchen und Frauen mit Macht sei die unerledigte Aufgabe unserer Zeit, sagte UN-Generalsekretär António Guterres: "Es ist in unserer Welt die größte Aufgabe im Bereich der Menschenrechte.”​ 

Frauentag in Kassel

Dass das Thema Gleichberechtigung nichts an Aktualität verloren habe, betont auch Kassels Frauendezernentin Ulrike Gote: „Die Liste der Ungerechtigkeiten und strukturellen Benachteiligungen von Frauen ist lang und durch die Pandemie leider nicht kürzer geworden. Frauen befinden sich nach wie vor zu häufig im Spagat zwischen Familie und Beruf, arbeiten in systemrelevanten Berufen und werden dennoch schlechter bezahlt und somit weniger sozial abgesichert. Außerdem werden Frauen nach wie vor zu häufig Opfer von häuslicher oder sexualisierter Gewalt. Der Einsatz für Anerkennung, Respekt und gleiche Rechte für Frauen muss deshalb weitergehen“, sagte sie anlässlich des Frauentags 2021.

Vor dem Hintergrund dieses Datums und der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene hatte die Stadt Kassel die Teilnehmenden eines Deutsch‐Sprachkurses gebeten, in einem Video darzustellen, was ihnen der Weltfrauentag bedeutet.

Video von Frauendezernentin Ulrike Gote und von Teilnehmerinnen eines Sprachkurses zur Bedeutung des Internationalen Frauentags