Die Machbarkeitsstudie Innenstadtring ist ein zentrales Projekt, um Teilabschnitte des Kasseler Innenstadtrings neu zu denken und nachhaltiger zu gestalten. Der großzügig dimensionierte, mehrspurige Kasseler Innenstadtring wurde in der Nachkriegszeit nach dem Leitbild der autogerechten Stadt geplant. Heute, ein halbes Jahrhundert später, wird der mehrspurige Innenstadtring neu bewertet: Die Reduzierung des innerstädtischen Kfz-Verkehrs und die gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln stehen im Mittelpunkt, um einen lebenswerten Stadtraum mit Aufenthaltsqualität und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen.
Mittels einer Machbarkeitsstudie wird deshalb überprüft, inwieweit die bislang für den Autoverkehr optimierten Verkehrs- und Parkplatzflächen in der Innenstadt und insbesondere am Innenstadtring neu verteilt und attraktiv gestaltet und hierdurch neue Potenzialflächen für die Innenstadtentwicklung geschaffen werden können. Im April 2024 startete die Bearbeitung der Studie mit einer Kick-Off-Veranstaltung.
Insbesondere drei Bereiche werden bei der Untersuchung genauer betrachtet:
Kreuzungsbereich am Stern
Der Bereich am Stern ist ein durch den Straßenbahn-/Bus- und Autoverkehr stark belasteter Knotenpunkt mit nur geringen Flächen für den Rad- und Fußverkehr. Der Anfang der 2030er Jahre anstehende Austausch der Gleiskreuzung wird zum Anlass genommen, frühzeitig eine mögliche städtebauliche Umgestaltung sowie eine optimierte Verkehrsführung und Haltestellensituation zu konzeptionieren. Hierbei ist insbesondere die Stärkung der Achse zwischen Innenstadt und Universität (Untere Königsstraße zwischen Stern-Kreuzung und Holländischer Platz) durch eine verbesserte Anbindung für den Fuß- und Radverkehr ein wichtiges Ziel. Positive Auswirkungen könnten sich dann unmittelbar auch für die Kurt-Schumacher-Straße ergeben.
Erste grundsätzliche Vorentwurfsüberlegungen wurden verwaltungsintern bereits diskutiert - eine wesentliche Rolle spielte hierbei auch die zukünftige Verortung eines zentralen ÖPNV-Umsteigepunktes.
Fünffensterstraße
In der Fünffensterstraße tragen vor allem das hohe Kfz-Aufkommen und der Gleisbereich zu einer geringen Aufenthaltsqualität und einer Trennwirkung zwischen dem Brüder-Grimm-Platz bzw. der Wilhelmshöher Allee und der Innenstadt bei. Bei einer möglichen Neuordnung des Bereichs sind auch die konkret geplanten und absehbaren Bauprojekte (Hotel Hessenland, Europäisches Haus des Friedens/ Vdk-Bundesgeschäftsstelle, Parkhaus Garde-du-Corps) in der unmittelbaren Umgebung mit ihren Wechselwirkungen mitzubetrachten.
Straßenabschnitt Frankfurter Straße - Steinweg – Brüderstraße
Insbesondere im Bereich des Friedrichsplatzes wird die städtebauliche Barriere des Straßenabschnitts Frankfurter Straße - Steinweg – Brüderstraße deutlich. Gleichzeitig ist der Straßenzug ein für den Fußverkehr unattraktiv gestalteter langer Abschnitt mit wenigen Querungsstellen, hoher Kfz-Belastung und wenig Raum für den Radverkehr. Im Zuge der absehbar erforderlichen Fahrbahn-Deckensanierung werden daher Überlegungen für eine Neustrukturierung angestellt. Auch die Frage einer möglichen zusätzlichen Straßenbahnführung soll in diesem Kontext bewertet werden.
Für jeden der drei Untersuchungsräume werden unterschiedliche Szenarien entwickelt, bei denen als jeweils verschiedene Zielperspektiven die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs oder die Verbesserung der Bedingungen für den Fuß- und Radverkehrs im Vordergrund stehen - auch die ergänzende Begrünung der Straßenräume im Hinblick auf positive stadtklimatische Effekte wird planerisch geprüft. Diese Szenarien werden mittels eines Verkehrsmodells auf ihre Auswirkungen untersucht und gegebenenfalls optimiert und zur Visualisierung in das 3D-Stadtmodell der Stadt Kassel eingebunden.
Die Machbarkeitsstudie wird durch die Bockermann Fritze IngenieurConsult GmbH in Kooperation mit Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten bearbeitet.