OB warnt vor Gefahr durch Eigensinn und Despotismus

Auf den Tag genau 80 Jahre nach der Befreiung Kassels von der Nazi-Herrschaft durch amerikanische Truppen hat die Stadt am 4. April zusammen mit Hunderten Bürgerinnen, Bürgern und Gästen in der Martinskirche des Kriegendes gedacht. 

Gedenken an das Kriegsende in der Martinskirche, von lInks: Oberbürgermeister Sven Schoeller, seine Frau Judith Ehret, US-Generalkonsul Brian Heath, Stadtverordnetenvorsteherin Martina van den Hövel-Hanemann und Regierungspräsident Mark Weinmeister.

Als Ehrengast nahm der US-amerikanische Generalkonsul Brian Heath aus Frankfurt an der Veranstaltung teil. Er erinnert auch an die 79 Zwangsarbeiter, die noch kurz vor dem Einmarsch von US-Truppen von der Gestapo in Kassel erschossen wurden. Die vor 80 Jahren begründete Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland bestehe auch in Zukunft weiter, sagte er. In einer Videobotschaft betonte Michèle Lutz, Bürgermeisterin von Kassels französischer Partnerstadt Mulhouse, die Bedeutung europäischer Werte. Angesichts der jüngsten Wahlergebnisse in Deutschland und Frankreich mahnte sie zu Wachsamkeit.  

Als Zeitzeuge schilderte Jochen Boczkowski das damalige Geschehen. Historiker Dr. Dietfrid Krause-Vilmar und der frühere Leiter der KZ-Gedenkstätte Breitenau, Gunnar Richter, gingen auf die Ereignisse in den letzten Kriegstagen in Kassel und die folgenden Entwicklungen ein.  Der außerdem dort gezeigte Film im Youtube-Kanal der Stadt Kassel ist unter diesem Satz verlinkt. 

Oberbürgermeister Sven Schoeller warnte vor der Gefahr, die Egoismus und Despotismus in der der internationalen Politik für die Menschheit bedeuteten. Dabei sei klar, worauf Frieden beruhe und wie Krieg entstehe. Doch zivilisatorische Errungenschaften seien durch eine um sich greifende Geschichtsvergessenheit und die heraufziehende Kriegsgefahr bedroht. Deshalb könne sich auch 80 Jahre nach Kriegsende niemand ausruhen: Freiheit, Frieden, Wohlstand und Sicherheit müssten stets neu erworben werden.  

Für die folgende junge Demokratie seien Impulse auch aus Kassel gekommen, sagte Oberbürgermeister Sven Schoeller und nannte unter anderem die Ehrenbürgerin und Juristin Elisabeth Selbert als Mitwirkende am Grundgesetz und die documenta als Sinnbild des kulturellen Wiedererwachsens. 

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Jugendchor der Neuapostolischen Kirche Kassel-Korbach unter der Leitung von Steffen Hause sowie von Kirchenmusikdirektor Eckhard Manz an der Orgel. 

Zusammengefasst sind Hintergründe über Kassel in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges sowie die erfolgte Aufarbeitung der Geschehnisse unter  www.kassel.de/erinnerungskultur.