Sanierung Staatstheater, Interimsspielstätte und Quartiersentwicklung
Der Sanierungsbedarf von Ober- und Untermaschinerie des in den Jahren 1955 bis 1959 nach den Plänen von Paul Bode und Ernst Brundig errichteten Opernhauses wurde bereits in 2018 festgestellt; im Sommer 2023 musste schließlich deren Stilllegung erfolgen, wodurch bühnentechnische Verwandlungen grundsätzlich unmöglich wurden. Trotz der solide geplanten und professionell umgesetzten Überbrückungsbespielung war klar, dass es dringend wieder ein funktionierendes Theater und in Folge dessen für die Zeit der Sanierung eine Ersatzspielstätte benötigt.
Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel mbH (GWG) fungiert als Investorin und Bauherrin des Interims. In einem europaweiten Vergabeverfahren hat sie sich das renommierte Unternehmen NÜSSLI als Generalübernehmer zur Seite geholt. Die Stadt wird das in ihrem Auftrag errichtete temporäre Bauwerk von der GWG anmieten und an das vom Land Hessen bevollmächtigte Staatstheater Kassel untervermieten. Dabei trägt das Land Hessen sowohl für die Dauer der Nutzung der Ausweichspielstätte als auch bei der Sanierung des Opernhauses 80 Prozent der anfallenden Kosten. Gemäß Theatervertrag tragen Land und Stadt Kosten im Regelfall im Verhältnis 52:48. Der Nutzungszeitraum für die Ersatzspielstätte hängt mit dem Zeitraum der Sanierung des Opernhauses durch das LBIH zusammen, die im Laufe der Spielzeit 2025/2026 beginnen soll; derzeit wird von mindestens fünf Jahren ausgegangen.
Langfristig beabsichtigt die Stadt Kassel eine städtebauliche Entwicklung der Jägerkaserne I als urbanes Quartier: u.a. sollen dort ca. 200 neue Wohnungen und eine Quartiersgarage entstehen. Einen Teil der zentral gelegenen und gut angebundenen Fläche stellt die Stadt für den temporären Theaterbau zur Verfügung und zieht eine technische Neuerschließung des Areals vor. Hierdurch wurde der Anstoß zur baulichen Entwicklung des Wohnquartiers gegeben. Im Rahmen eines Konzeptverfahrens hat das Liegenschaftsamt, entsprechend des städtebaulichen Konzepts für das Quartier, zwei Bauflächen für die Errichtung von Mehrfamilienhäusern mit gefördertem Wohnraum an die GWG vergeben. Die Wohnungen sollen spätestens im dritten Quartal 2027 bezugsfertig sein.
Dank Multifunktionalität und Modulbauweise kann die Interimsspielstätte komplett abgebaut und andernorts wieder aufgebaut oder modular weiterentwickelt werden, sofern sie nicht mehr als Ersatzspielstätte des Staatstheaters benötigt wird. Dieses Moment von Nachhaltigkeit war von Beginn an elementarer Bestandteil der Planung und Konzeption.